Pilgern in Lippe (Ostschleife) – 1. Etappe

Historisches Rathaus Schwalenberg (Detail)

Von Blomberg nach Schwalenberg

Anreise

Mit dem Pkw zum öffentlichen Parkplatz Altstadt Schwalenberg (Navi-Eingabe: N51°52’35″ E9°11’50″). Mit dem Bus von Haltestelle Schwalenberg, Am Oekerberg, zum Etappenstart nach Blomberg (Lippe), Haltestelle Rathaus.

Tourbeschreibung

Altstadt BlombergPilgern in Lippe führt von Kirche zu Kirche durch die vielfältige und reizvolle Landschaft des Lipper Berglandes. Der Pilgerweg ist in eine 72 km lange Ostschleife und eine 105 km lange Westschleife unterteilt. Blomberg, das in vorreformatorischer Zeit Wallfahrtsort war, ist mit seiner Klosterkirche Start und Ziel der Ostschleife. Von Blomberg aus pilgern Sie auf der ca. 17 km langen 1. Etappe nach Schwalenberg. Unterwegs empfiehlt sich eine Rast im Barockgarten vom Schloss Schieder. In Schwalenberg ist das historische Rathaus mit seinem ausgemalten Rathaussaal ein Muss. Das Emmaus-Tafelbild in der Kirche Schwalenberg zählt zu den bedeutendsten westfälischen Malereien im 17. Jahrhundert.

Wegmarkierung: Ichthys-Symbol aus zwei gekrümmten Linien, die einen Fisch darstellen. Die durch ein kommerzielles Unternehmen erfolgte Markierung ist jedoch in der Regel lückenhaft. Daher ist ein GPS-Gerät zwingend notwendig. Wanderkarte NRW, Lippischer Südosten: Barntrup – Blomberg – Lügde – Schieder-Schwalenberg.

Blomberg

Burg BlombergDie Stadtgründung erfolgte zwischen 1231 und 1255. Blomberg war für die lippischen Landesherren offenbar von besonderer Bedeutung, weil die Stadt an der Kreuzung von drei wichtigen mittelalterlichen Handelsstraßen lag. Diese Fernwege waren die Kölnische Straße als ein wichtiger Zweig des westfälischen Hellwegs, die über Soest, Horn und Blomberg nach Hameln und Braunschweig führte. Ferner die Frankfurter Straße, die über Kassel, Warburg, Steinheim, Blomberg und Rinteln nach Bremen führte. Und schließlich die Straße von Osnabrück über Herford, Lemgo, Blomberg, Höxter und weiter nach Thüringen. Stadt Das Niedere Tor in Blombergund Burg waren ringsum befestigt; die Burg wurde zusätzlich durch Wall und Graben gesichert. Nach Westen und Süden hin boten steile Hänge einen natürlichen Schutz, während die Stadt nach Osten und Norden hin von Mauern, Gräben, Wällen und sogar Dornenhecken umgeben war. Zusätzlich gab es sechs Verteidigungstürme und vor den Toren Zwinger und Landwehren. Von der ehemaligen Stadtbefestigung sind heute noch das Niedere Tor und Teile der Stadtmauer erhalten. Die Befestigungen schützten Blomberg jedoch nicht vor der völligen Zerstörung im Verlauf der Soester Fehde. Im Jahr 1447 belagerte der Erzbischof von Köln die Stadt und ließ sie am 14. Juni von seinen Söldnern fast vollständig niederbrennen.

Klosterkirche in BlombergWährend des Wiederaufbaus der Stadt ab 1468 kam es zu einem folgenreichen Ereignis. Eine Frau namens Alheyd Pustekoke stahl aus der Martinikirche 45 geweihte Hostien. Aus Furcht vor Entdeckung warf sie diese in den Brunnen im Seligen Winkel. Doch die Hostien versanken nicht, Alheyd wurde des Diebstahls überführt und zur Strafe auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Bald darauf verbreitete sich die Nachricht, der Brunnen habe wundersame Heilkräfte und Blomberg entwickelte sich zum Wallfahrtsort. Die Nachricht davon erreichte sogar den Vatikan, so dass die Kardinäle in Rom den Bau einer Kapelle über dem Brunnen förderten. Blomberger Rathaus mit Pranger1468 bekamen die Augustiner-Chorherren im Kloster Möllenbeck diese Kirche geschenkt und erhielten gleichzeitig die Genehmigung zum Bau eines Klosters. Die Kirche wurde 1473 zu einer spätgotischen Hallenkirche ausgebaut und ist heute die evangelisch-reformierte Stadtpfarrkirche. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Blomberg erneut stark zerstört, als im August 1636 feindliche Truppen die Stadt plünderten. Im weiteren Verlauf des Krieges wurden die Blomberger Bürger zudem von einer verheerenden Pestepidemie heimgesucht. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich das Schusterhandwerk. Noch heute bildet die Schusterlaterne das Symbol der Blomberger Handwerkskunst. Zeitweilig arbeiteten über 100 Schuhmacher in der Stadt und schickten ihre Produkte bis nach Kassel, Osnabrück, Hannover und Braunschweig.

Schloss Schieder

Schlosspark SchiederDas Gebiet um Schieder war im 15. Jahrhundert weitgehend verödet. Einzig eine Glashütte bestand Ende des Jahrhunderts. Mit der Mark Schieder kam diese an das Augustinerkloster in Blomberg. Dieses baute den Besitz zu einem Gutsbetrieb aus, der 1553 im Zuge der Reformation an die Grafen zur Lippe kam. Der Besitz bildete ab 1621 einen Teil des Gebiets der Nebenlinie Lippe-Brake. Graf Rudolph zur Lippe-Brake ließ ab 1703 Schloss und Garten errichten. Mit dem Aussterben der Linie Lippe-Brake fielen Schloss und Besitz 1773 an Schaumburg-Lippe. Die Grafen ließen den Barockgarten erweitern. Im Jahr 1789 kam das Schloss an das Fürstenhaus Schloss SchiederLippe-Detmold zurück und diente bis 1918 als Sommerresidenz. Im Stil des Barock wurde zwischen 1701 und 1706 ein Garten angelegt. Dieser bestand aus dem Parterre, einem flachen Gartenbereich mit zentralem Fontänenbassin vor dem Schloss, einem Kanal und drei Terrassen mit Treppen und Kaskaden in der Mittelachse. Im Jahr 1705 wurde zusätzlich eine Lindenallee angelegt. Diese Allee bestand aus 260 Bäumen und überquerte den Fluss Emmer. In den Jahren 1832 und 1865 wurde der Garten umgestaltet. Seit 2006 wurde der barocke Zustand im Süden des Parkes rekonstruiert und 2009 eröffnet.

Brakelsiek

BrakelsiekBrakelsiek wurde im Jahr 1510 erstmals erwähnt. Damals nannte man das Dorf tom Brakersike oder tom Brackersyke. 1535 wurde das Dorf dann als Brackersieck bezeichnet. Der Name leitet sich vermutlich ab aus der zwischen Lügde und Elbrinxen gelegenen Wüstung Brake und dem Begriff Siek. Am 1. Januar 1970 kam der Ort durch das Detmold-Gesetz mit anderen Dörfern zur Stadt Schieder-Schwalenberg. Der Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, ein gebürtiger Detmolder, ist in Brakelsiek aufgewachsen

Schwalenberg

Evangelisch-Reformierte Pfarrkirche SchwalenbergDie reformierte Pfarrkirche (Johannis-Kirche) liegt auf einer hohen Terrasse am nordwestlichen Rand der Altstadt. Es ist ein einschiffiges, gotisches Gotteshaus aus dem 14. Jahrhundert mit Resten eines Vorgängerbaus aus dem 12. Jahrhundert sowie einer Westerweiterung in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit Renaissancefenstern. Bis zur Reformation Johannes dem Täufer geweiht. Der Taufstein stammt aus dem 13. Jahrhundert, Die mit Flachschnitzereien versehenen Emporen sind aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, die Kanzel wurde um 1700, der Abendmahlstisch um 1650 geschaffen. Das Emmaus-Tafelbild im Chorraum gehört zu den bedeutendsten Malereien dieser Zeit im westfälischen Bereich. Die Grabplatten der Adeligen von Mengersen (1558/1584) und das Epitaph derer von Kanne (16./17. Jahrhundert) befinden sich auf dem Kirchplatz.

Burg SchwalenbergDie Grafen von Schwalenberg verließen die eigentlich für das Geschlecht namengebende alte Burg Schwalenberg bei Marienmünster und erbauten die Stadt und die neue Burg, die heute als Burg Schwalenberg bezeichnet wird. Die Burg wurde zur Zeit von Graf Volkwin III. erbaut und um 1225 vollendet. Im 15. Jahrhundert wurde Burg Schwalenberg an verschiedene Adelsfamilien verpfändet. Später war sie Sitz von Nebenlinien des Hauses Lippe. An Stelle der Burg wurde 1627/28 ein Schloss mit Elementen der Spätrenaissance erbaut. Davon ist noch ein Flügel erhalten. Dieser wurde 1911 bis 1913 erneuert. Zwischen 1938 und 1945 wurde die Burg als Müttergenesungsheim und danach bis 1962 als evangelisches Kindererholungsheim genutzt. Heute ist hier ein Hotel untergebracht, das derzeit aber zum Verkauf steht.

Historisches Rathaus SchwalenbergBedeutendstes Bauwerk und Wahrzeichen des kleinen Ortes ist das in Fachwerk errichtete Schwalenberger Rathaus mit seinen reichen Zierschnitzereien aus der Zeit der Weserrenaissance. Das prachtvolle Gebäude gilt als Ausdruck des aufkeimenden Selbstbewusstseins in der wirtschaftlichen Blütezeit Schwalenbergs. Der Kernbau datiert von 1579 wurde 1603 erweitert. Das Erdgeschoss diente zunächst als Markthalle; im 17. Jahrhundert wurde es zum Ratskeller mit Gast- und Wohnräumen umgestaltet. Das Obergeschoss blieb dem Magistrat vorbehalten. Der Künstler Friedrich Eicke malte den Rathaussaal zu Beginn der 1960er Jahre nach Schwalenberger Motiven der Lebens- und Arbeitswelt aus.

Schwalenberger MalkastenDie erste Bebauung des heutigen Schwalenberger Malkastens ist überliefert als haus- und Hofstätte von Schwalenberger Burgmannen; schon früh Privileg über Branntweinbrennerei und Brauerei, Ausschank und Beherbergungsmöglichkeit. Ab 1559 Eigenturm des Lippischen Herrscherhauses, das auf dem Gelände die „Lippische Domäne“ errichtete. Nach 1842 durch Zusammenlegung der Lippischen mit der Paderborner Domäne vor den Toren der Stadt erneuter Verkauf der Stätte. Anschließend Umbau des Hauptgebäudes als Gasthaus „Lippischer Hof“; zeitweiliger Aufenthaltsort verschiedener Maler. 1950 Umgestaltung zum „Schalenberger Malkasten“ mit künstlerischer Darstellung der Schwalenberger Zünfte im Inneren und Gestaltung der Außenfassade durch Joachim Liebig

Volkwinbrunnen in SchwalenbergDer Volkwinbrunnen war über Jahrhunderte die einzige Frischwasserentnahmestelle. Noch heute drängt sich der Verdacht auf, dass das Wasser in Schwalenberg bergauf läuft. Zu Beginn befand sich an der Stelle des Volkwinbrunnens ein Auffangbecken, welches der täglichen Wasserentnahme diente. Der Überlauf speiste einen großen Teich, der sich in der Mitte des heutigen Marktplatzes befand. Da sich in den damaligen Bauten nur offene Feuerstellen befanden, war die Brandgefahr sehr groß, weshalb der Teich in erster Linie als Löschwasserreservior diente.

Schwalenberger GänsebrunnenNach einem Entwurf des Bildhauers Jakob Wedel wurde im Jahr 1996 mit der Restaurierung des Gänsebrunnens in der Alten Torstraße begonnen und im Jahr 2002 die Einweihung gefeiert. Jakob Wedel (* 24. Juli 1931 in Nikolaipol/Bergtal, Kirgisistan; † 30. Juli 2014 in Detmold) war ein russlanddeutscher Künstler und Bildhauer. Er lebte und arbeitete vor allem auch in Schieder-Schwalenberg. Der Brunnen erhielt seinerzeit den Namen „Gänsebrunnen“, als ein Maler ein Bild mit einer Gans malte, die in dem Steinbottich schwamm. Die Unterschrift zu diesem Bild lautete: „Das Gänslein sich freut und lacht, was Menschenwerk dargebracht.“

GemeinschaftsbrauhausBraurechte waren zu allen Zeiten begehrt. So waren auch die Schwalenberger glücklich, als ihnen ihr Landherr 1661 erlaubte, ein Brauamt einrichten zu dürfen. Als Brauamt bezeichnete man in Westfalen die Gemeinschaftsbraurechte, die der Landherr in die Selbstverwaltung der Städte gab. Nirgends sonst wird heute noch eine Brauamtstradition so umfassend gepflegt, wie in Schwalenberg. Das regelmäßige Brauen erfolgt, wie vor Jahrhunderten im Gemeinschaftsbrauhaus In der Tränke 8. Träger ist die Schwalenberger Brauzunft e. V., die auch patentierte Erfinderin des Deutschlandbieres ist. Alle Brautage der Schwalenberger Brauzunft finden öffentlich statt.

Wegpunkte Pilgern in Lippe (Ostschleife) – 1. Etappe

Route Pilgern in Lippe (Ostschleife) – 1. Etappe

WP01   N51°56.6678 E009°05.3669,   Klosterkirche Blomberg
WP02   N51°56.6186 E009°05.4487,   Rathaus Blomberg
WP03   N51°56.5797 E009°05.4345,   Fachwerkhaus Langer Steinweg
WP04   N51°56.5369 E009°05.3631,   Burg Blomberg
WP05   N51°56.5988 E009°05.6283,   Heutor Blomberg
WP06   N51°54.9046 E009°09.0632,   Schloss Schieder
WP07   N51°52.7250 E009°12.0019,   Mörthblick
WP08   N51°52.7003 E009°12.0019,   Stadtwasser
WP09   N51°52.6813 E009°11.8680,   Volkwinbrunnen
WP10   N51°52.6709 E009°11.8493,   Historisches Rathaus Schwalenberg
WP11   N51°52.6125 E009°11.9188,   Gänsebrunnen
WP12   N51°52.5521 E009°11.9800,   Brauhaus

Route Pilgern in Lippe (Ostschleife) – 1. Etappe (gpx)
Fotoalbum Pilgern in Lippe (Ostschleife) – 1. Etappe (Flickr)
Flyer Schwalenberger Wald und Mörth (pdf)

Über Dieter

Nach fast 50 Jahren Berufstätigkeit seit dem 1.10.2012 im Ruhestand. Meine freie Zeit verbringe ich mit Fotografieren, ehrenamtlicher Web-Administration, Desktop Publishing, Digitalisierung von Fonts, Digitalisierung von Hörspielen usw. Daneben interessiere ich mich für Theater und für Kunstgeschichte sowie Geschichte allgemein.
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