Pilgern in Lippe (Ostschleife) – 5. Etappe

Marktplatz Blomberg

Von Sonneborn nach Blomberg

Anreise

Anfahrt mit dem Pkw zum Parkplatz in 32825 Blomberg, Zum Niederntor (Navi-Eingabe: N51°56’25″ E9°05’29″). Weiter zum Etappenbeginn mit dem Bus 772 von Blomberg (Lippe) Rathaus zum Grünen Jäger, Barntrup. Dort umsteigen in Bus 809/3 nach Sonneborn Mitte.

Tourbeschreibung

Blick vom Saalberg auf SonnebornDie letzte Etappe führt von Sonneborn über Barntrup nach Blomberg zurück. In der Kirche Barntrup läutet eine der ältesten Glocken Lippes. Wegmarkierung: Ichthys-Symbol aus zwei gekrümmten Linien, die einen Fisch darstellen. Die durch ein kommerzielles Unternehmen erfolgte Markierung ist jedoch in der Regel lückenhaft. Daher ist ein GPS-Gerät zwingend notwendig. Wanderkarte NRW, Lippischer Südosten: Barntrup – Blomberg – Lügde – Schieder-Schwalenberg. Die Wanderkarte ist erhältlich bei dem Lippischen Heimatbund e. V. (Herausgeber) und bei dem Teutoburger-Wald-Verein e. V.  (Herausgeber).

Sonneborn

„Windmühlenpott“ oder „Windmühlenstumpf“ auf dem Saalberg zwischen Sonneborn und BarntrupDer Boden in Sonneborn war landwirtschaftlich nicht gut nutzbar. Die Tiere der Bewohner wurden auf Gemeinschaftsflächen, Huden genannt, geweidet. Anfang des 18. Jahrhunderts stand auf dem Saalberg zwischen Sonneborn und Barntrup eine Windmühle. Das Korn wurde unter großem Kräfteaufwand von Sonneborn aus auf den Saalberg gebracht. Etwa 150 Jahre lang war die Windmühle in Betrieb. Später rentierte sich das Unternehmen wohl nicht mehr, denn der Betrieb wurde eingestellt. In den sechziger Jahren baute man die Reste zu einem Aussichtsturm um, der heute unter dem Namen Windmühlenpott oder Windmühlenstumpf bekannt ist. Der Windmühlenstumpf gewährt einen herrlichen Rundblick ins obere Bega- und Hummetal, zu den Weserbergen und dem Teutoburger Wald. Jetzt, im restaurierten Zustand ist sogar ein Besteigen des Turmes möglich.

Barntrup

Die Mittelstraße in BarntrupZwischen 1317 und 1359 entstand auf dem Thornesberg, dem Hügelrücken, der sich von Osten nach Westen in das obere Begatal hineinschiebt, ein neues Berninctorp, das planmäßig als Siedlung auf der höchsten Stelle des 189 m hohen Bergrückens angelegt wurde und mit seinem Dreistraßensystem den alten Kern des heutigen Barntrups bildet. 1376 wurden Barntrup die Stadtrechte durch den Grafen Heinrich der V. von Sternberg verliehen. In Barntrup wurden von 1657 bis 1660 in der Zeit der Hexenverfolgungen zehn Hexenprozesse durchgeführt. Erstes Opfer war Claren Düvels, die nach dem 26. Oktober 1657 durchs Schwert hingerichtet und verbrannt wurde.

Rathaus und Ev. Kirche in BarntrupDie Evangelische Kirche Barntrup, ehemals wohl St. Maria, wurde 1317 gegründet. Das Gewölbe des Langhauses wurde 1636 bei einem Brand durch den teilweisen Einsturz des Turmes zerstört. 1638 erfolgte die weitgehende Erneuerung des Schiffes. Die Kanzel und die Emporen der evangelisch-reformierten Pfarrkirche wurden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts geschaffen. Das Rathaus wurde 1907 anstelle eines 1603 in Fachwerk erbauten Vorgängerbaues errichtet, der 1906 abbrannte. Der vielgestaltige, mit Erker und Schweifgiebeln ausgestattete Bau präsentiert sich in historistischen Formen. Im Ortskern haben sich bis heute mehrere giebelständige Fachwerk-Dielenhäuser des 16. bis 18. Jahrhunderts erhalten.

Torbogen Schloss BarntrupDas Schloss Barntrup, auch bekannt als Kerßenbrocksches Schloss wurde Mitte des 16. Jahrhunderts von Anna von Canstein errichtet. Sie war verheiratet mit dem Söldnerführer Franz von Kerßenbrock, der kurz nach der Hochzeit verstarb. 1577 begannen die Bauarbeiten und im selben Jahr konnte der Torbogen von Schloss Barntrup, der bis heute erhalten blieb, fertiggestellt werden. Das Herrenhaus wurde in den Jahren 1584 bis 1588 von Baumeister Eberhard Wilkening als kleines Schloss mit zwei Geschossen und drei Ecktürmen erbaut. Es war das erste Schloss im Weserraum, das mit Bossensteinen dekoriert wurde. Dieser Baustil entwickelte sich später zu einem wesentlichen Merkmal der Weserrenaissance.

Die heutige B 1 durch den Barntruper StadtwaldDie heutige Bundesstraße 1 folgt in großen Teilen dem Verlauf einer uralten Handelsroute, die von der belgischen Nordseeküste beim früheren Hafen Brügge bis in die russische Stadt Nowgorod führte. Auf dieser Route wurde schon vor 2000 Jahren Handel getrieben. Der griechische Mathematiker, Geograf und Astronom Ptolemäus erwähnt die Straße in seiner Erdbeschreibung als eine alte Heer- und Handelsstraße. Die in damaliger Zeit wichtigen Handelsgüter, wie Salz und Ackerbauprodukte bestimmten den Verlauf der Straße mit. So lagen nördlich des Haarstranges in der Soester Börde ebenso wie nordwestlich von Magdeburg die Abzweig der B 66 in Barntrup von der B 1 fruchtbarsten Ackerböden Deutschlands. Auch Salinen lagen an dieser Route. Der weitläufige Vertrieb der Produkte über diese Route verhalf den Anwohnern zu relativem Wohlstand. Um das Jahr 1000 n. Chr. entwickelte sich die Straße zur „Via Regia“, der ottonischen Königsstraße von Aachen nach Magdeburg, die im rheinisch-westfälischen Bereich auf den noch älteren Hellweg zurückgeht. Östlich von Barntrup zweigt die Bundesstraße 66 von der Bundesstraße 1 ab und verläuft über Barntrup, Lemgo und Lage nach Bielefeld. Zwischen Barntrup und Lemgo führt die Straße der Weserrenaissance entlang der B 66.

Historischer Stadtrundgang Blomberg

KlosterkircheMit der Ankunft in Blomberg liegen 72 km lippischer Pilgerweg hinter Ihnen. Vor der Heimreise sollten Sie dennoch einen Rundgang durch die Altstadt unternehmen. Um die von reich verziertem Fachwerk gesäumten Straßen zu erkunden,  nur den Schildern mit der Aufschrift Historischer Stadtrundgang folgen. Los geht es an dem vom mächtigen Rathaus beherrschten Marktplatz mit dem Schandpfahl aus dem 16. Jahrhundert und dem modern gestaltete Brunnen mit der Figur der Alheyd. Diese hatte 1460 zwar 45 geweihte Hostien aus der Stadtkirche gestohlen, in einen Brunnen geworfen und war für diesen Frevel verbrannt Rathaus mit Schandpfahlworden. Das historische Wasserbecken galt bald als wundertätig und lockte so viele Kranke und Pilger nach Blomberg, dass im 15. Jahrhundert hier zunächst eine Kapelle und später ein ganzes Kloster errichtet wurden. Mit der Einführung der Reformation fanden die Wallfahrten ein Ende. Die Stadt am Schnittpunkt zweier wichtiger Handelsstraßen behielt jedoch ihre Bedeutung besonders für Händler und Kaufleute bei. Weiter geht es durch die Neue Torstraße und „An der Großen Mauer“ entlang. In der Kuhstraße waren nicht nur die Landwirte zu Hause. Hier und in anderen Häusern der Stadt arbeiteten zeitweilig über hundert Alheyd-BrunnenSchuhmachermeister und verkauften ihre Produkte bis nach Hannover, Braunschweig und Kassel. Aufmerksamkeit verlangt das Doktorhaus in der Kuhstraße 38 mit seinen reichen Verzierungen sowie Lippes einziges verbliebenes Stadttor. Dann lässt sich in der Weinberggasse anschaulich erleben, dass Blomberg auf einem steilen Bergsporn liegt. Auf dem höchsten Punkt ließ Graf Simon VI. zur Lippe 1567 den Familiensitz prächtig ausbauen. Davon profitieren heute noch Gäste eines Hotels, auf dessen Rückseite eine holprige Zufahrtsstraße vorbei am Alten Amtshaus führt.

Wegpunkte Lippischer Pilgerweg (Ostschleife) – 5. Etappe

Route Pilgern in Lippe (Ostschleife) – 5. Etappe

WP24   N52°00.2856 E009°08.7447,   Windmühlenstumpf Sonneborn
WP25   N51°59.4541 E009°06.6060,   Evangelische Kirche Barntrup
WP26   N51°59.5432 E009°06.5136,   Schloss Barntrup
WP27   N51°56.6678 E009°05.3669,   Klosterkirche Blomberg

Stadtrundgang und Route Pilgern in Lippe (Ostschleife) – 5. Etappe (gpx)
Fotoalbum Pilgern in Lippe (Ostschleife) – 5. Etappe (Flickr)
Flyer Historischer Stadtrundgang Blomberg (pdf)

Über Dieter

Nach fast 50 Jahren Berufstätigkeit seit dem 1.10.2012 im Ruhestand. Meine freie Zeit verbringe ich mit Fotografieren, ehrenamtlicher Web-Administration, Desktop Publishing, Digitalisierung von Fonts, Digitalisierung von Hörspielen usw. Daneben interessiere ich mich für Theater und für Kunstgeschichte sowie Geschichte allgemein.
Dieser Beitrag wurde unter Lipperland abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert