Von Lützel zum Lahnhof

Blick vom Rothaarsteig auf Benfe

Mit der Kamera unterwegs auf dem Rothaarsteig

Anreise mit der Rothaarbahn bis zum Bahnhof Lützel. Übernachtung im Landgasthaus Zum Lahnhof, Telefon 02737/3018,  http://www.gasthof-lahnhof.de/
Rückreise mit der Regionalbahn ab Bahnhof Rodenbach.

Fahrplanauskunft unter http://www.fahrplanauskunft.de

Tourbeschreibung

Rothaarsteig zwischen Benfe und GroßenbachDie Bahnstrecke Kreuztal–Cölbe und dann den Lützelbach kreuzend, führt der Wanderweg bachabwärts nach Osten. Etwa von dessen Mündung in die Eder führt er, anfangs den jungen Fluss kreuzend, flussaufwärts nach Südsüdosten zur Eiche (592,5 m) nahe dem Mittelpunkt des Kreises Siegen-Wittgenstein, an dem ein etwa 8 Tonnen schwerer Findling mit Metallplatte und Inschrift steht. Danach erreicht der Steig die nahe dem Ederkopf gelegene Ederquelle (621 m). Hiernach führt der Steig südsüdostwärts zur einstigen Kohlenstraße. Der Steig führt Rastplatz am Walderlebnispfad am Steinbruch an der Siegquellenun ostwärts auf der Kohlenstraße nach Benfe, wo er die Landesstraße 720 und den Eder-Zufluss Benfe kreuzt. Dann verläuft er in Richtung Südosten zur Landesstraße 719, nach deren Kreuzen er knapp am westlichen Ortsrand von Großenbach, einem westlichen Stadtteil von Bad Laasphe, vorbei führt. Dort knickt der Steig für wenige Hundert Meter südwestwärts zur Siegquelle (603 m) ab. Dann verläuft er, die Eisenstraße (L 722) mehrmals kreuzend, südwärts entlang der Straße zur Ilmquelle und erreicht, den Lahnkopf westlich passierend, in Lahnhof mit dem Lahntopf die Lahnquelle (603 m).

Bahnstrecke Kreuztal–Cölbe

Rothaarbahn beim Halt in LützelDie Bahnstrecke Kreuztal–Cölbe ist eine 88,5 Kilometer lange eingleisige Nebenbahn von Kreuztal im Siegerland über Erndtebrück, Bad Laasphe, Biedenkopf nach Cölbe in Hessen. Betrieblich ist die Strecke heute zweigeteilt. Der Abschnitt Kreuztal–Erndtebrück wird zusammen mit der Bahnstrecke Erndtebrück–Bad Berleburg als Rothaar-Bahn bedient; der Abschnitt Erndtebrück–Cölbe von der Kurhessenbahn als Obere Lahntalbahn. Nachdem ursprüngliche Pläne nicht zur Umsetzung kamen, sollte eine Bahnlinie Kreuztal–Marburg dazu dienen, die sehr strukturschwachen Kreise Wittgenstein und Biedenkopf zu stärken. Insbesondere sollte sie die zahlreichen Hammerwerke, Hüttenwerke und Gießereien entlang der Strecke und im Hinterland mit Steinkohle und Koks aus dem Ruhrgebiet für die Hochöfen versorgen und die preiswerte Versendung von Hüttenerzeugnissen nach dort ermöglichen. Der erste Abschnitt von Laasphe nach Cölbe wurde am 19. März 1883 für den Güterverkehr freigegeben, am 2. April desselben Jahres wurde der Personenverkehr aufgenommen. Die Strecke war damit eine der ersten Nebenbahnen in Preußen überhaupt. Die Fortsetzung der Strecke nach Bahnhof LützelKreuztal und damit eine durchgängige Verbindung von Marburg nach Siegen war von Anfang an vorgesehen. Im März 1884 wurde der Streckenabschnitt Kreuztal–Hilchenbach eröffnet, der Abschnitt Feudingen–Laasphe folgte am 1. Juli 1888. Im selben Jahr – am 1. Oktober 1888 – wurde auch der Abschnitt Hilchenbach–Erndtebrück in Betrieb genommen. Nachdem am 20. Dezember 1888 der Abschnitt Erndtebrück–Leimstruth und am 1. Oktober 1889 das Teilstück Leimstruth–Feudingen dem Verkehr übergeben wurde, war die Strecke durchgehend befahrbar. Nach der durchgängigen Eröffnung entwickelte sich der Verkehr zunächst äußerst positiv. In den 1930er Jahren lief über die Strecke Kreuztal – Cölbe auch Fernverkehr. Seit den 1950er Jahren gab es sogar ein Eilzugpaar von Frankfurt am Main über Biedenkopf und Siegen nach Köln. Dessen Einstellung im Jahre 1979 ging mit einem starken Nachfragerückgang im Personenverkehr einher. Bereits in den 1970er Jahren ging auch der Güterverkehr stark zurück. Mitte der 1990er wurde er komplett eingestellt.

Ederquelle

Das Ederbruch in der Quellregion der EderDie im Naturraum Ederkopf-Lahnkopf-Rücken befindliche Ederquelle liegt im Wittgensteiner Land am sich westlich von Benfe erhebenden Ederkopf (648 m), einem Südausläufer der Obersten Henn (675 m). Auf rund 621 m Höhe befindet sie sich etwa 700 m südsüdwestlich vom Ederkopf und 1,4 km ostnordöstlich vom Forsthaus Hohenroth. Weil die Quelle als Hangschuttquelle in einem Quellmoor entspringt, gibt es nicht nur eine, sondern mehrere Quellen; noch im Quellmoor fließen ihr zwei kleine Quellbäche zu. Früher war die Haupt-Ederquelle gefasst, Die Quelle wurde 1991 renaturiert, um wieder eine natürliche Quellmulden-Flora und -Fauna anzusiedeln. Das Quellgebiet ist daher mit einem Zaun gechützt und sollte nicht betretetn werden. Einen schönen Überblick erhält man von einer Holzplattform. Mehrere Hinweistafeln erläutern die Vegetation und die Tierwelt.

Benfe

BenfeBenfe ist ein noch recht junger Ort im westlichen Teil des Wittgensteiner Landes. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Quellgebiet von Sieg, Eder und Lahn. Die ersten Siedler dürften Köhler gewesen sein, die ihrem beschwerlichen, aber auch traditionsreichen Handwerk in den Wäldern um Benfe nachgingen. Der Impuls zur Besiedlung des obersten Benfetales im Jahre 1713 dürfte von den beiden Eisenhämmern in Ludwigseck gekommen sein. Zu deren Betrieb  war Holzkohle nötig und die waldreiche Region bot die besten Voraussetzungen für das Köhlerhandwerk. Ungezählt sind die Fuhrwerke, die über Jahrhunderte die Holzkohle in Richtung Siegerland transportierten. 1760 zählte Benfe zwei Kanongüter. Ab 1819 gehörte der Ort zum Schultheißenbezirk Erndtebrück. 1845 war Benfe ein Teil des Amtes Erndtebrück. Der Ort gehört seit der Gebietsreform 1975 zur Gemeinde Erndtebrück und war bis zur Eingemeindung eine selbstständige Gemeinde im damaligen Kreis Wittgenstein.

Kohlenstraße

Die Kohlenstraße an der Ederquelle Richtung WittgensteinDer größte Teil der im nördlichen Wittgensteiner Land bei Erndtebrück, Berleburg und aus Gebieten an der nördlichen Eder produzierten Holzkohle wurde durch das Benfetal aufwärts mit Querung der Eisenstraße am Parkplatz Ederquelle und am heutigen Forsthaus Hohenroth entlang auf Netphen zu und dann in das Gebiet um Siegen und um Eiserfeld transportiert. Der Name „Kohlenstraße“ bürgerte sich für diesen Weg ein. Lange Wagenzüge müssen es seinerzeit gewesen sein. Insgesamt sollen von den etwa 10.000 bis 12.000 Wagen Holzkohle, die im Die zur Allee ausgebaute Kohlenstraße in Benfe-WaldheimSiegerland gegen Ende des 18. Jahrhunderts jährlich benötigt wurden, etwa ein Drittel aus dem Siegerland selbst, etwa 2.000 Wagen aus dem Wittgensteiner Land und 4.000 bis 6.000 Wagen aus dem Kurkölnischen gekommen sein, so dass letztlich das Kurkölnische eine zentrale Bedeutung für die Versorgung der Eisengewerbe im Siegerland mit Holzkohle zu dieser Zeit hatte. Seit der Ansiedlung der Hütten und Hämmer in den Tälern mit Nutzung der Wasserkraft für den Betrieb der riesigen Blasebälge für die Eisenhütten und Schmiedehämmer im späten Mittelalter hatte das Eisengewerbe einen riesigen Bedarf an Holzkohle.

Eisenstraße

Die historische Eisenstraße an der IlmquelleDie Eisenstraße ist eine alte Handels- und Fernverkehrsstraße, die seit vorgeschichtlicher Zeit genutzt wurde. Sie ist Teilstück der einst im Hochmittelalter bedeutenden Leipzig-Kölner-Messestraße, auch Brabanter Straße genannt, weil sie bis nach Antwerpen führte. Dieser Fernhandelsweg führte über Erfurt und Marburg auf den langen Wasserscheiden über Siegen nach Köln. Über die Eisenstraße wurde bis ins Hochmittelalter Eisenhandel abgewickelt, mit Roheisen bis hin zu fertigen Produkten wie Waffen, Helme, Harnische, Sensen, Sicheln, Messer und ähnlichem. Diese Produkte fertigten einst Waldschmiede im oberen Dill- und Dietzhölze-Tal sowie im angrenzenden Siegerland. Die Eisenwarenproduktion bestand Die historische Eisenstraße (am Eschengraben)schon in keltischer Zeit. Solche alten Straßen verliefen entweder auf dem Bergkamm oder hangparallel, weil die Täler versumpft waren und man am Talende steile Anstieg vermeiden wollte. Als Zugtiere für Wagen setzte man Ochsen ein; Pferde waren zu kostbar. Etliche über 2.000 Jahre alte Ringwallanlagen, die in der Nähe zur Eisenstraße liegen, beweisen, dass die Eisenstraße schon während der keltischen Besiedlung der Region ein wichtiger Verkehrsweg war. Gut erhalten ist zum Beispiel die Wallanlage Alte Burg, die vom Forsthaus Hohenroth erreicht werden kann.

Siegquelle

Rundweg an der SiegquelleDie Siegquelle liegt auf dem Ederkopf-Lahnkopf-Rücken unmittelbar am Rothaarsteig etwa 575 m westlich von Großenbach auf etwa 603 m ü. NN. Der Quellbereich wurde im Jahr 2013 renaturiert und touristisch erschlossen. Ein 1,5 Kilometer langer Rundweg beginnt am Parkplatz an der Eisenstraße. Über einen Holzsteg führt der Rundweg dann durch das Quellgebiet bis zur Straße nach Großenbach. Auf der anderen Seite kommt man zum neuen Quelltopf der Sieg. Dann geht es weiter auf die Südseite der Eisenstraße. Der Holzsteg wird von den Besuchern und insbesondere von Familien mit Kindern begeistert angenommen, dabei wurde er in aller erster Linie aus Naturschutzgründen errichtet. Denn nur auf diese Weise ist es überhaupt Die renaturierte Siegquellemöglich, Besucher durch das sensible Quellgebiet der Sieg zu führen. Das Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein und die Rothaarsteig-Ranger haben auch dem Walderlebnispfad Siegquelle direkt am Rothaarsteig und an der legendären Eisenstraße eine neue, attraktivere Routenführung gegeben und spannende Walderlebnisstationen hinzugefügt. Das nahe gelegene 650 Jahre alte Dörfchen Großenbach ist mit seinen zur Zeit rund 50 Einwohnern der kleinste, aber auch der höchstgelegene Ortsteil von Bad Laasphe. Durch seine exponierte Lage hat sich Großenbach seinen ursprünglichen ländlichen und naturnahen Charakter bis heute bewahren können.

Lahnhof

Forsthaus LahnquelleDer Weiler Lahnhof liegt 3,5 km östlich von Nenkersdorf auf dem zum Rothaargebirge gehörenden Ederkopf-Lahnkopf-Rücken am Lahnkopf (624 m) und an der Stiegelburg (640 m). Vor Ort liegt die Lahnquelle (Lahntopf; ca. 603 m); die Quellen von Eder und Sieg befinden sich wenige Kilometer entfernt. Durch Lahnhof führen die Eisenstraße, der Rothaarsteig und der Europäische Fernwanderweg E1. Das Anwesen wurde erstmals in einer auf den 28. März 1333 datierten Urkunde unter der Bezeichnung Lonebach erwähnt – in einem Dokument, das lehnsrechtliche Entscheidungen des Adelsgeschlechts von Hain festhält. Es wird jedoch vermutet, dass an diesem Ort an einer bedeutenden Nord-Süd-Altstraße, der Eisenstraße, über die Lahn-Sieg-Eder-Wasserscheide bereits in fränkisch-karolingischer Zeit ein Anwesen bestanden hat. Die nächstfolgende urkundliche Erwähnung des Lahntopf mit LahnquelleLahnhofs fand laut Siegener Urkundenbuch im Jahr 1336 statt, als eine „politische Konferenz“ in Lanebach vor dem Patschozer Walde dokumentiert wurde, an der neben anderen Graf Otto von Nassau, Dompropst Heinrich von Speyer sowie Graf Siegfried von Wittgenstein teilgenommen hatten. Im späten 16. Jahrhundert war der Lahnhof gräflicher Wirtschaftshof, zu dem laut einem Verzeichnis der Lehnsgüter 17 Wiesen gehörten; auch aus dem 18. Jahrhundert existieren Renteirechnungen des Fürstentums Nassau-Siegen für den Neuen Löhn-Hoff. Nach 1807 wurde der Lahnhof nach Nenkersdorf eingemeindet. Im Jahr 1818 wurden in der Domäne Nenkersdorf-Lahnhof 12 Einwohner gezählt. Nach 1820 wurde das alte Forsthaus Lahnhof, von dem man glaubte, in dessen Keller entspringe die Lahn, abgebrochen und etwa im Jahr 1828 durch den Neubau eines zweistöckigen Forsthauses mit Wirtschaftsgebäuden ersetzt. Aufgrund seiner ursprünglichen und der bei schönem Wetter hervorragenden Aussicht ist der Lahnhof schon seit über 100 Jahren ein beliebtes Ausflugsziel.

Wegpunkte auf dem Rothaarsteig von Lützel zum Lahnhof

Etappe Lützel-Lahnhof

WP1  N50°58.5810 E008°09.2571,  Bahnhof Lützel
WP2  N50°56.0890 E008°12.6208,  Ederquelle
WP3  N50°56.5662 E008°00.3254,  Waldheim
WP4  N50°53.2090 E008°15.8429,  Großenbach
WP5  N50°53.2218 E008°15.5031,  Siegquelle
WP6  N50°53.5590 E008°14.1996,  Ilmquelle
WP7  N50°53.2730 E008°16.7326,  Lahnquelle

Etappenroute (gpx)

Fotoalbum (Flickr)

Über Dieter

Nach fast 50 Jahren Berufstätigkeit seit dem 1.10.2012 im Ruhestand. Meine freie Zeit verbringe ich mit Fotografieren, ehrenamtlicher Web-Administration, Desktop Publishing, Digitalisierung von Fonts, Digitalisierung von Hörspielen usw. Daneben interessiere ich mich für Theater und für Kunstgeschichte sowie Geschichte allgemein.
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