Vom Lahnhof nach Rodenbach

Panoramablick auf der Tiefenrother Höhe

Mit der Kamera unterwegs auf dem Rothaarsteig

Anreise mit der Rothaarbahn bis zum Bahnhof Lützel. Übernachtung im Landgasthaus Zum Lahnhof, Telefon 02737/3018;  http://www.gasthof-lahnhof.de/
Rückreise mit der Regionalbahn ab Bahnhof Rodenbach.

Fahrplanauskunft unter http://www.fahrplanauskunft.de

Tourbeschreibung

Wegweiser am Schulweg ParkplatzVom Lahnhof führt der Rothaarsteig in Richtung Osten – nördlich vorbei am Jagdberg (675 m) und südlich vorbei an Heiligenborn – zur in Nordrhein-Westfalen unterhalb des Bergs Kompass (694 m) gelegenen Ilsequelle (608 m). Dann verläuft er südwestwärts zur Grenze zum Nachbarbundesland Hessen, wobei er auf der Eisenstraße den nördlich befindlichen Jagdberg erneut passiert. Fortan führt er südwestwärts entlang dieser Grenze, passiert den Herrenberggipfel (624 m) und verläuft unter anderem vorbei am nahe dem Weg stehenden Naturdenkmal Kaffeebuche (580 Die Hubertusbuche bei Wilgersdorfm) zur in Hessen nahe Hainchen an der Haincher Höhe gelegenen Dillquelle (567 m). Dann führt der Steig kurz vor der auf der Grenze gelegenen Tiefenrother Höhe (552 m) an der gipfelnahen Aussichtsplattform Nase im Wind vorbei, von welcher der Blick in das Siegerland fällt. Hiernach erreicht er die Ostausläufer der nordrhein-westfälischen Kalteiche (579 m). Endgültig in Hessen angelangt, führt der Steig in Richtung Südosten bergab vorbei am Naturdenkmal Lucaseiche (445 m) und Forsthaus Steinbach (390 m) nach Rodenbach, das als nördlicher Stadtteil von Haiger an der Dill liegt.

Heiligenborn

Der ehemalige Gasthof (Ruppes Hof) in HeligenbornDen Namen Heiligenborn hat der Ort von der Ilsequelle, die bereits im Mittelalter als heiliger Born über die Landesgrenzen hinaus bekannt war. Um 1700 wollten die Wittgensteiner Grafen die landwirtschaftliche Fläche ausdehen und die Siedlung Heiligenborn entstand als sogenannte Kanonsiedlung. Das hieß, die Siedler mussten selbst roden und das Land urbar machen, brauchten aber nur einen jährlichen Zins, den Canon, zu zahlen. Von allen sonstigen, üblichen Abgaben waren sie befreit. Die Kanonisten waren häufig Köhler und kamen aus fernen Teilen des Landes, wo sie wegen ihres Glaubens verfolgt wurden. Damals standen hier oben etliche Häuser, von denen inzwischen nur noch der alte Brunnenschacht von Gerhards Haus, und die alte, umgestürzte, aber wieder ausgeschlagene Linde zu sehen ist. Um 1850 verkauften die Bewohner ihren Besitz an die Fürstliche Verwaltung in Laasphe und verließen Die ehemalige Schule für die Kinder aus Sohl und Heiligenbornihre Häuser, die meisten sind nach Amerika ausgewandert. Um den verlassenen Ort oberhalb der Ilsequelle ranken sich düstere Sagen. So sollen in einem der Häuser häufig müde Wanderer übernachtet haben. Stets fanden sie dort eine Herberge und gute Bewirtung. Die Zahl der Gäste wurde immer größer, nur im Winter wurde es ruhig um den heiligen Born. An einem eiskalten Wintertag kam ein erschöpfter Wanderer und bat um Einlass. Die Frau des Wirtes hatte gesehen, dass der Gast eine gut gefüllte Geldkatze bei sich trug. Nun trachtete sie, das viele Geld an sich zu bringen und überredete ihren Mann, den im tiefen Schlafe liegenden Fremden zu ermorden und berauben.Als die beiden Wirtsleute das Geld auf mörderische Weise an sich gebracht hatten, wollten sie, aller Sorgen ledig, ein lustiges Leben führen. Aber Angst und Grauen befiel die beiden und lies sie nicht mehr zur Ruhe kommen. Das Der renaturierte Badeweiher zeugt noch vom mittelalterlichen Kurbetrieb an der heiligen IlsequelleLeben wurde ihnen zur Hölle. Mitsamt dem Gold flohen sie vor ihrer Angst in ein fernes Land. Der einsame Ort über dem heiligen Born blieb eine Stätte des Grauens, in nebeligen Nächten zeigte sich dort ein Mann ohne Kopf. Viele bekamen das Gespenst zu Gesicht, Schrecken ergriff die Wanderer und Waldarbeiter, die sich dorthin verirrt hatten. Erst nach dem Tod des Wirtshauspaares in dem fremden Land ist auf dem heiligen Born ist wieder Ruhe eingekehrt. Rechts an der ehemaligen Kanonsiedlung vorbei führte der Schulweg der Sohler Kinder, die bis Ende der 1960iger Jahre in Heiligenborn zur Schule gingen. Die Kinder aus Sohl, ebenfalls eine Kanonsiedlung aus dieser Zeit, mussten zur Schule eine Stunde durch den Wald laufen, im Winter sogar eineinhalb Stunden! Wenn der Schnee besonders hoch lag, schob ein provisorischer Schneepflug den Schulweg frei. Zugleich verlief hier Die Ilsequelle bei Heilgenbornauch die Grenze zwischen der Grafschaft Wittgenstein-Wittgenstein und den Nassauischen Landen; alte Grenzsteine säumen noch den Weg. Folgt man dem kleinen Waldpfad links an der Linde vorbei, gelangt man zur Ilsequelle, deren Quellgebiet mit sieben Quellen direkt unterhalb der alten Siedlung beginnt. Die Ilse, ein etwas über 8 km langer Zufluss der Lahn, scheint zunächst nichts Besonderes zu sein, gibt es derartige Bachläufe doch reichlich im Rothaargebirge. Und doch hat es mit dieser Quelle etwas auf  sich, das sie von den vielen anderen unterscheidet. Als heilige Ilse-Quelle war sie bereits im Mittelalter bekannt, ihrem Wasser wurden heilsame Kräfte zugeschrieben. Die Einfassung der Quelle und ein kleiner Weiher, der von ihr gespeist wird, sind Überreste eines regelrechten mittelalterlichen Kurbetriebs. Von weit her kamen Leidende, um durch das heilende Wasser Linderung zu erfahren – ein einträgliches Geschäft für die Landesherren, die den Betrieb organisierten.

Vesperinsel an der KaffeebucheDillquelle

Die DillquelleDas Quellgebiet der Dill liegt knapp 2 km von der Ortschaft Offdilln am Südosthang der Haincher Höhe auf einer Höhe von  567 m. Zusammen mit der Kalteiche bildet die Haincher Höhe die Wasserscheide zwischen Dill und Sieg und trennt den Westerwald und das Lahn-Dill-Bergland vom Siegerland. Die Dill hat nur ein sehr geringes Wassereinzugsgebiet, da sie hoch am hier gratartigen Rothaarkamm entspringt. Die Dillquelle ist großzügig in eine Mauer aus Sandsteinen gefasst, und neben der Quelle ist ein Stein mit der Aufschrift „Dill-Quelle“ in den Boden eingelassen.

Historische Grenzsteine am Rothaarsteig

Historischer Grenzstein Herzogtum Nassau (HN) Gemeinde Rittershausen (GRHN)Infolge der Wiener Kongreßakte wurde im Jahre 1816 das Siegerland vom Herzogtum Nassau abgetrennt und mußte an Preußen abgetreten werden. Somit wurde eine Grenzziehung von der Haincher Höhe bis zur Kalteiche vorgenommen werden, die schon 1607 die Grenze zwischen Nassau-Dillenburg und Nassau-Siegen (sicherlich von geringer Bedeutung) bildete. Bei der Vermessung und Erstvermarkung im Jahre 1835 ist unter die Buchstabenkombinationen HN für Herzogtum Nassau, GDBT für Gemeinde Dillbrecht und auf der anderen Seite KP für Königreich Preußen, GRDF für Gemeinde Rudersdorf die durchlaufende Nummer gesetzt worden. Begonnen wurde mit dieser Nummerierung vom Dreibeinigen Stuhl oberhalb Mandeln (hier stießen einst drei Herrschaftsbereiche aneinander). Nach dem preußisch-östereichischen Kriege von 1866 wurde das Herzogtum Nassau von Preußen annektiert. Somit war nun beiderseits dieses Grenzzuges Preußisches Staatsgebiet. Seit 1946 verläuft hier die Landesgrenze zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen.

Rudersdorfer Tunnel

Panoramablick von der Tiefenrother Höhe über dem Rudersdorfer TunnelAufgrund der schwierigen Topografie und der begrenzten technischen Möglichkeiten war eine direkte Verbindung zwischen Siegen, Haiger und Dillenburg zum Zeitpunkt des Baus der Deutz-Gießener Bahn vom heutigen Köln-Deutz nach Gießen in den 1850er Jahren noch nicht möglich. Erst 1915 wurde die direkte Verbindung zwischen Siegen und Haiger fertiggestellt. Am 2. Juli 1915 endeten auch die Arbeiten am Tunnel. Das war vor allem für den aus dem Ruhrgebiet nach Süden führenden Kohleverkehr wichtig. Die Strecke verkürzte sich dadurch um ca. 30 km. Aufwändigstes Ingenieurbauwerk, um diese Verbindung zu schaffen, war der Rudersdorfer Tunnel. Der ursprünglich geplante viergleisige Ausbau der Strecke zwischen Siegen und Dillenburg, der eine zweite Tunnelröhre erfordert hätte, kam durch den Ersten Weltkrieg nicht zu Stande. Der Tunnel ist 2652 m lang, zweigleisig und seit 1965 elektrifiziert. Er durchsticht die Tiefenrother Höhe (551 m). Innerhalb des Tunnels verläuft die hessisch/nordrheinwestfälische Landesgrenze.

Haubergspfad

Haubergsuhr, Köthe und Meiler am Haubergspfad bei WilgersdorfDer 300 Meter lange Haubergspfad in Wilgersdorf unmittelbar am Rothaarsteig erläutert beispielhaft die Haubergswirtschaft im Siegerland. Aus einem Hauberg wurden in früherer  Zeit viele Dinge gewonnen. Eichen wurden geschält und deren Rinde wegen des hohen gerbsäureanteils für die Lederherstellung genutzt. Brennholz wurde gewonnen, aber auch Zwischenfrucht wie Buchweizen oder Roggen angebaut. Auch wurden kahle Flächen als Weiden genutzt. Holzkohle war zum Schmelzen von Eisenerzen lange Zeit ein wichtiger Teil der Haubergswirtschaft. Köhler und Meiler gibt es heute nicht mehr, jedoch hat die Brennholzgewinnung wieder an Bedeutung gewonnen.

Kalteiche

Blick in Richtung KalteicheSchon um Christi Geburt lebten Kelten im Wald an der Kalteiche bei Wilgersdorf. Seit dem 13. Jahrhundert wurde an den Hängen der Kalteiche nach Erz gegraben. Erst wurde im Tagebau, später im Stollenbau gefördert. Die geförderten Steine wurden im gesamten Siegerland verwendet. Zur Zeit der Französischen Revolution bzw. der Revolutionskriege trafen am 4. Juli 1796 in der Schlacht an der Kalteiche französische und österreichische Truppen bei Wilnsdorf aufeinander, wobei die Franzosen unter der Führung Jean-Baptiste Jourdans standen. Für die Ortschaften an der Kalteiche brachte dies erhebliche Nachteile, weil die Bürger die Truppenverpflegung aufbringen mussten. Nach der Schlacht an der Kalteiche gab es Hunderte Tote und Verwundete, die von den Bürgern der nahen Orte versorgt und begraben wurden. Zudem fanden Plünderungen durch die Truppen statt. Rund 800 m südöstlich vom Gipfel des Bergs „Kalteiche“ grenzt der gleichnamige Bergrücken „Kalteiche“ an, der sich auf der Grenze zum Nachbarbundesland Hessen befindet, am „Hirschstein“ bis 562 m hoch ist und Teil der Wasserscheide zwischen Lahn und Sieg ist.

Lucaseiche

Die LucaseicheDie Lucaseiche ist nach einem Nassauischen Forstamtsleiter Lucas benannt. Der imposante Baum hat eine Höhe von fast 28 Meter und der Stamm einen Umfang von etwa 4 Meter. Das Alter der Lucaseiche wird auf mindestens 220 Jahre geschätzt. Also hartnäckiges Stück Baum. Lange Zeit trafen sich hier die Bewohner aus den umliegenden Ortschaften Dillbrecht, Fellerdilln und Steinbach  zu Silvester und noch heute ist die Lucaseiche ein beliebtes Wanderziel. Der Baum überstand 1978 sogar den Übermut zündelnder Kinder – wenn auch mit einigen danach notwendigen Ausmauerungen, wie man auf dem Foto gut erkennen kann.

Forsthaus Steinbach

Das Forsthaus SteinbachNach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges (1870-71) erhielt das Kaiserreich von Frankreich Reparationszahlungen in Höhe von insgesamt 4 Millionen Franc. Davon finanzierte das Königreich Preußen unter anderem den Bau von Forsthäusern. Dazu gehörte auch das 1883 erbaute Forsthaus Steinbach im 1866 nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg okkupierten ehemaligen Herzogtum Nassau. Heute ist das Forstamt Steinbach eine Außenstelle des Forstamtes Herborn.

Rodenbach

Blick auf RodenbachRodenbach wurde im Jahr 1313 das erste Mal urkundlich erwähnt. Der Name leitet sich wahrscheinlich von der Rodung am Bach oder Roter Bach her, was eventuell mit den Roteisenvorkommen in der Region in Zusammenhang steht. Schon die Kelten nutzten diese Eisenvorkommen und verhütteten das Erz in Brennöfen. In dem 1313 erwähnten Ort befindet sich die älteste Kirche aller Stadtteile in Haiger. Bei Renovierungsarbeiten wurde in der Kirchendecke eine Katapultpfeilspitze aus der Zeit der Dernbacher Fehde gefunden. Das Dorf war bis Anfang des 20. Jahrhunderts ein reines Bauerndorf. Zusätzlich diente der Abbau von Bleierz als Erwerbsquelle. Viele Rodenbacher, die keinen eigenen Bahnhof RodenbachLandwirtschaftsbetrieb besaßen, fuhren zur Arbeit in neu entstandene Industriebetriebe nach Haiger, auch die 1915 eingeweihte Bahnlinie Haiger-Siegen ermöglichte eine bessere Verbindung zu den industriellen Standorten im Siegerland mit seinen Bergwerken und Hüttenbetrieben. 1919 erhielt Rodenbach elektrisches Licht von den Elektrizitätswerken Siegerland und wurde als letzte Gemeinde im Dillkreis 1941 an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen. Bis 1969 wurde die knapp 3 Kilometer entfernte Autobahn 45 erbaut und eröffnet. Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Rodenbach am 1. Januar 1970 auf freiwilliger Basis in die Stadt Haiger eingegliedert.

Wegpunkte auf dem Rothaarsteig vom Lahnhof nach Rodenbach

Rothaarsteig-Etappe vom Lahnhof nach Rodenbach

WP01  N50°53.1996 E008°17.1397,  Schulweg
WP02  N50°53.2118 E008°15.8127,  Heiligenborn
WP03  N50°53.5273 E008°16.6156,  Ilsequelle
WP04  N50°52.0184 E008°15.0051,  Jagdberg
WP05  N50°52.4988 E008°15.6879,  Herrenberg
WP06  N50°52.9113 E008°16.1811,  Kaffeebuche
WP07  N50°49.8618 E008°11.6303,  Dillquelle
WP08  N50°48.5748 E008°10.7875,  Tiefenrother Höhe
WP09  N50°48.4937 E008°10.5662,  Hubertusbuche
WP10  N50°47.1262 E008°11.6304,  Lucaseiche
WP11  N50°50.6941 E008°10.2016,  Bahnhof Rodenbach

Etappenroute (gpx)

Fotoalbum (Flickr)

Über Dieter

Nach fast 50 Jahren Berufstätigkeit seit dem 1.10.2012 im Ruhestand. Meine freie Zeit verbringe ich mit Fotografieren, ehrenamtlicher Web-Administration, Desktop Publishing, Digitalisierung von Fonts, Digitalisierung von Hörspielen usw. Daneben interessiere ich mich für Theater und für Kunstgeschichte sowie Geschichte allgemein.
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