Von Wilgersdorf nach Lützeln

Blick von Würgendorf zur Kalteiche

Mit der Kamera unterwegs auf der Westerwaldvariante

Anreise mit dem Pkw zum Parkplatz nahe der Bushaltestelle Lützeln-Ort (Navi-Eingabe N50°43’20″ E8°6’8″). Dann mit dem Bus über Wilnsdorf zum Etappenbeginn Bushaltestelle Wilgersdorf-Buswende.

Fahrplanauskunft unter http://www.fahrplanauskunft.de

Tourbeschreibung

Kilometerstein 0 der Westerwaldvariante an der KalteicheDie längere und vermeintlich schönere Wegführung am Südende des Rothaarsteigs folgt dem Höhenzug der Kalteiche – einer Verlängerung der Haincher Höhe – weiter auf die Höh. Die Höh ist ein Gebirgskamm, der als natürliche Grenze das Rothaargebirge vom Westerwald trennt. Während der höchste Gipfel der Höh aber namenlos geblieben ist, wurden zwei flachere Berge sehr sinnig benannt: Der Große Stein (546 m) ist nämlich niedriger als der Kleine Stein (587 m), was aber augenscheinlich nichts mit der Höhe, sondern der Ausdehnung zu tun hat. Der Große Stein ist eine kegelförmige Bergkuppe mit einem baumfreien Blockmeer; einer Fläche aus zu Blöcken erstarrtem Vulkangestein. Diese Basaltblöcke sind vielfach mit seltenen Moosen und Flechten bewachsen. Am Ende der Höh erreicht man das Dorf Lützeln, das bereits zum Hickengrund gehört. Der Hickengrund wird durch den Lauf eines Bachs gebildet, der mehrfach seinen Namen wechselt, dann aber schließlich als Haigerbach nach knapp 16 km in Haiger der Dill zufließt.

Wilgersdorf

Blick auf WilgersdorfWilgersdorf liegt eingebettet zwischen Kalteiche im Süden, Tiefenrother Höhe im Osten und Hemmersberg im Westen. Hier entspringt die Weiß, ein 18 km langer Bach, der in Siegen in die Sieg mündet und ein enges, waldreiches Tal ausbildet. 1377 wurde Wilgersdorf erstmals urkundlich als Vylgirstorff erwähnt. 1491 wurde der Ort durch einen Großbrand vollständig zerstört. Die Pest brachte 1563 zehn von 204 Wilgersdorfern um. 1636 starben durch Hunger und Krankheit 45 Prozent der Einwohner. Früher gehörte das Dorf der Kirche Haiger an, im Februar 1587 wurde die Bitte zur Umpfarrung nach Wilnsdorf gestellt. Ab 1595 gehörte Wilgersdorf dann der Pfarrei Wilnsdorf an. 1716 begann man mit dem Neubau einer Simultankirche im Ort. 1621 fiel der Ort an Johann von Nassau. 1648 wurde Wilgersdorf mit Wilnsdorf und Rödgen zu einer Gemeinde zusammengeschlossen, 1818 dem Amt Wilnsdorf zugeteilt. Am 31. August und 2. September 1857 gab es zwei Großbrände, denen 26 Häuser, die Schule und eine Kapelle zum Opfer fielen.

Würgendorf (Wasserscheide)

Das Heimhof-Theater auf der WasserscheideWürgendorf liegt in einer Talsohle am Nordfuß des Gebirgskamms Die Höh und an den Südausläufern des Rothaargebirges. Die Erhebungen rund um Würgendorf sind geprägt durch große Eichen-, Birken- und Fichtenbestände. Gerade in den Wäldern wird die über Jahrhunderte typische Siegerländer Haubergswirtschaft deutlich. Durch das Kirchspiel Haiger erfolgte 778 n. Chr. eine Dokumentation der Ländereien im Ober- und Freien Grund. Am 28. April 1048 fand die erste Erwähnung des Freien Grund als das „Gebiet der Freien Männer“ (predium liberorum virorum) statt. Im 13. Jahrhundert wurde das Mittelschiff der Wehrkirche erbaut. Die urkundliche Ersterwähnung von Würgendorf erfolgte 1461. Graf Wilhelm der Reiche führte 1530 die Reformation ein. Auf Anordnung der nassauischen Regierung mussten am 21. Mai 1606 die katholischen Reliquien aus der Wehrkirche entfernt werden. Der Bahnhof WürgendorfWährend des Dreißigjährigen Kriegs zogen Söldnerheere durch Würgendorf und es kam zu erheblichen Brandschatzungen, Plünderungen und Gewalthandlungen. Trotzdem wurde in der Zeit im Jahr 1629 die erste Dorfschule erbaut. Aufgrund des Spanischen Erbfolgekrieges kam es zwischen 1700 und 1714 zum Durchzug kaiserlicher Truppen durch den Freien Grund. Die Schlacht der Österreicher gegen Napoleons Truppen auf der Kalteiche fand am 4. Juli 1796 statt. Unter den Plünderungen der Franzosen litten vor allem die Einwohner Würgendorfs und der Lippe. Nach dem Wiener Kongress fiel Würgendorf am 26. Oktober 1816 an Preußen. Am 12. Januar 1862 wurde die Bahnstrecke Betzdorf–Haiger als Teilstück der Bahnstrecke Deutz–Gießen fertiggestellt. Auf der Wasserscheide wurde der Bahnhof Würgendorf errichtet. Das Hotel Haus Wasserscheide wurde 1900 eröffnet. Eine Dynamitfabrik der Bahnübergang in WürgendorfDynamit Nobel mit Bahnanschluss wurde von 1903 erbaut. Das Heimhofgebäude der Dynamit Nobel wurde 1917 auf der Wasserscheide fertiggestellt. Das Unternehmen ermöglicht zugezogenen Katholiken 1918 Religionsunterricht und die Heilige Messe im Speisesaal abzuhalten. Der Gebäudekomplex Heimhof ist das Wahrzeichen des Gebiets Wasserscheide. Dazu gehört auch das denkmalgeschützte Heimhof-Theater aus dem Jahr 1955, das im Jahr 2010 nach dreijähriger Umbauzeit wieder eröffnet wurde. In den zwanziger Jahren von der Dynamit Nobel AG als Pferdestall errichtet, wurde ein Teil des Gebäudekomplexes 1955 zu einem Theater mit 250 Sitzplätzen umgebaut. Um die Kultur in der Region zu fördern, stellte das Unternehmen das Theater unentgeltlich dem damaligen Kulturkreis um die Wasserscheide zur Verfügung. Auf Jahrzehnte zog das Heimhof-Theater überregional bekannte Künstler und Schauspieler an.

Hickengrund

Gasthaus „d'r Fiester Hannes“ in Holzhausen im HickengrundDer Hickengrund ist eine Region im südlichen Siegerland und ist neben dem Oberen Freien Grund ein Teil der Gemeinde Burbach. Er umfasst die Orte Holzhausen, Niederdresselndorf, Oberdresselndorf und Lützeln. Der Name Hickengrund leitet sich der Legende nach von Heckengrund ab. Es wird vermutet, dass in den vergangenen Jahrhunderten Hecken als Verteidigungsanlagen rings um den Hickengrund bestanden haben. Um 600–500 v. Chr. kamen erste, vorgermanische Siedler aus dem Lahn-Dill-Gebiet in den Hickengrund. Diese errichteten Siedlungen im Bereich der Hirzgabel und der Leimstruth. Ca. 200 v. Chr. drangen Germanen in das Gebiet des Hickengrundes ein. Diese vermischten sich mit den vorgermanischen Menschen und übernahmen deren Lebensweise. In der Zeit von 200–600 n. Chr. war der Hickengrund nur dünn besiedelt. Eine Siedlung bestand wahrscheinlich im Gebiet des heutigen Lützeln. Durch sogenannte Freibauern erfolgte in den Jahren zwischen Der Große Stein bei Holzhausen650 und 850 n. Chr. die planmäßige Besiedlung des Wetterbachtals und die Besiedlung von Dreissildorf, dem heutigen Niederdresselndorf. Die Christianisierung des Gebietes erfolgte durch Missionare des Erzbistums Mainz in der Zeit 700-800 n. Chr. Der Sage nach hauste in vorchristlicher Zeit auf der Höh über den Hickengrund der böse Riese Wackebold. Insbesondere die darunterliegenden Dörfer des Hickengrund terrorisierte er durch ständiges Werfen mit Basaltbrocken. Noch heute liegen zahlreiche dieser Steine im Wetterbach. Doch dann machte Wackebold einen Fehler: Eins seiner Geschosse erschlug einen der Söhne des Hans Hick. Dieser schwor gemeinsam mit seinen anderen Söhnen Rache. Als eines Nachts das Schnarchen des Riesen im Tal zu vernehmen war, schlichen sich die Hicken an. Sie warfen Basaltbrocken in Wackebolds Rachen, an denen er erstickte. Anschließend häuften sie solange Steine auf ihn, bis er nicht mehr zu sehen war. So entstand der Große Stein.

Lützeln

Blick vom Rothaarsteig auf Lützeln im HickengrundLützeln befindet sich im südlichen Siegerland und ist Teil des Hickengrunds am Fuße des Berges Kleiner Stein und gilt als das älteste Dorf der vier Hickendörfer. Durch den Ort zieht sich der Lützelbach, der in Niederdresselndorf in den Wetterbach mündet. Für einen wandersicheren und trockenen Übergang über den Lützelnbach wurde übrigens im Jahr 2009 für 2.500 Euro ein Steg für die Rothaarsteigwanderer gebaut. Der genaue Zeitpunkt der Gründung des Ortes Lützeln war lange Zeit in historisches Dunkel gehüllt bis eine Urkunde im hessischen Staatsarchiv aus dem Jahre 1349 entdeckt wurde. Auf Grund dieser urkundlichen Ersterwähnung fand im Jahr 1999 die 650 Jahrfeier statt. Im Jahr 1769 wurde in Lützeln die erste Schule eröffnet. 1988 wurde dann der Schulbetrieb endgültig eingestellt. Der in 1964 eingeweihte Schulneubau wurde daraufhin zum heutigen Dorfgemeinschaftshaus umgebaut. Der Dorfplatz in LützelnIn der  oberen Etage des Dorfgemeinschaftshauses befindet sich die Heimatstube, eingerichtet mit zahlreichen Gegenständen aus der so genannten alten Zeit: Teile aus alten Schulzimmern, ein Schlafzimmer, eine Küche und viele Werkzeuge und Hilfsmittel aus der Landwirtschaft. In der Mitte des Ortes ist ein Dorfplatz angelegt, mit Ruhebänken zum Verweilen und Gelegenheit um mit einander zu kommunizieren. Dort befindet sich auch der 300 Jahre alte Lützelner Backes, in dem zweimal im Jahr wie zu alten Zeiten Brot und Kuchen gebacken wird. Ihren Ursprung haben diese gemeinschaftlichen Brotbackhäuser bereits im Mittelalter. Denn im Jahre 1562 erließ Graf Johann von Nassau eine Anordnung, nach der möglichst in jedem Dorf ein Gemeinschaftsbackhaus errichtet werden sollte; denn durch den Bergbau wurde das Holz knapp. Durch das koordinierte Brotbacken sollte schlicht Holz eingespart werden.

Wegpunkte der Westerwaldvariante des Rothaarsteigs von Wilgersdorf nach Lützeln

Etappenroute von Wilgersdorf nach Lützeln

WP01  N50°43.3390 E008°06.1691,  Wilgersdorf Buswende
WP02  N50°48.0638 E008°10.5164,  Kalteiche
WP03  N50°40.8302 E008°06.4916,  Wasserscheide
WP04  N50°43.4088 E008°06.1541,  Großer Stein
WP05  N50°40.8959 E008°08.9048,  Lützeln

Etappenroute (gpx)

Fotoalbum (Flickr)

Über Dieter

Nach fast 50 Jahren Berufstätigkeit seit dem 1.10.2012 im Ruhestand. Meine freie Zeit verbringe ich mit Fotografieren, ehrenamtlicher Web-Administration, Desktop Publishing, Digitalisierung von Fonts, Digitalisierung von Hörspielen usw. Daneben interessiere ich mich für Theater und für Kunstgeschichte sowie Geschichte allgemein.
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2 Antworten auf Von Wilgersdorf nach Lützeln

  1. markus Moos sagt:

    Wie finde ich das Tor zum Rothaarsteig in Burbach Lützeln ?

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