Von Witzenhausen zur Burg Ludwigstein
Anreise
Anreise mit dem Pkw zum Parkplatz an der Bushaltestelle Ludwigstein (Navi-Eingabe: N51°19’17″ E9°54’17″). Weiterfahrt mit dem Bus zum Beginn des 4. Abschnittes des Werra-Burgen-Steiges Hessen zur Haltestelle Markt in Witzenhausen.
Tourbeschreibung
Der 10 km lange 4. Abschnitt des Werra-Burgen-Steiges Hessen beginnt am Marktplatz Witzenhausen. Über den Platz hinweg, halten Sie sich rechts und folgen geradewegs der Walburger Straße bis zum Stadtpark mit der angrenzenden Hauptstraße. Diese überqueren Sie und zweigen links ab in die schmale Straße Am Grabenbach. Die Straße, eine Sackgasse, geht in einen unbefestigten Weg über, der Sie dann zur Kasseler Landstraße bringt. Weiter geht es am Gelände der Firma Reimers vorbei, dann links und kurz darauf wieder nach rechts unter den Bahngleisen hindurch. Unmittelbar nach der Brücke geht es an der T-Kreuzung erneut für rund 100 m nach rechts, um dann auf den ansteigenden Feldweg zu wechseln. Nach einer Linkskurve steigt der Weg kräftig an, um ihn an der nahen Kreuzung, die Sitzbank kommt zum Verschnaufen gerade recht, nach rechts zu verlassen. Und wieder lässt die nächste Kreuzung nicht lange auf sich warten. Hier führen zwei Wege rechts ab, Sie nehmen den bergabführenden. An einer T-Kreuzung mit Hochsitz wenden Sie sich nach links. Der Weg macht eine weite S-Kurve und steigt dann bis zu einer eingezäunten Obstanbaufläche an. Nach rechts weist ein Schild zur 6 km entfernten Burg Ludwigstein hin. Zuvor sollten Sie aber halb links einen etwa 150 m kurzen Abstecher zu einem lohnenden Aussichtspunkt machen. Über Kirschbäume hinweg fällt der Blick hinunter auf das direkt an der Werra liegende Dorf Wendershausen. Mit der Burg Ludwigstein rückt das Ziel bereits ins Blickfeld und jenseits der Werra thront hoch oben auf thüringischem Boden mit ihrer unverkennbaren Silhouette die Burgruine Hanstein
Dem Wegweiser zur Burg Ludwigstein folgend, führt Sie der Weg zum Waldrand, wo Sie sich nach links und sofort wieder nach halb rechts wenden. Der unbefestigte Weg bringt Sie bergan durch herrlichen Buchenwald. Auf einem Feldweg steigen Sie weiter ab bis zu einer Linkskurve, passieren erneut ein eingezäuntes Gelände mit Obstbäumen und zweigen am Waldrand nach rechts ab. Nach ca. 130 m schwenken Sie nach links und gelangen nach der Erhebung Hainskopf an einen Abzweig nach rechts. Nach links sind es wieder rund 150 m bis zum Aussichtspunkt ‚Zwei-Burgen-Blick‘. Hier bietet sich Ihnen nochmal ein prima Panorama mit Burg Ludwigstein und der Burgruine Hanstein. Kurz darauf setzt sich die Wanderung auf einem nach links kräftig bergab verlaufenden Pfad zur Kreisstraße mit dem angrenzenden Spiel- und Grillplatz Öhrchen fort. An dem Rastplatz geht es über den Flachsbach nach links in den Wald. Auf dem ebenen Weg wandern Sie oberhalb des Flachsbaches bis zur parallel der Werra verlaufenden Landstraße. Nur ein paar Schritte davor zweigt ein schmaler Pfad nach rechts ab. Nach ständig leichtem Auf und Ab entlang einer Abbruchkante spazieren Sie über einen Parkplatz, an dessen Ende Sie rechts abbiegen und über eine reizvolle Wacholderheidefläche hinauf zur Burg Ludwigstein steigen. An der Zufahrtstraße und der sogenannten Paaschelinde angekommen, sind es zur Burg nur noch ein paar Schritte.
Wendershausen
Wendershausen kann zu den ältesten Siedlungen im unteren Werratal gezählt werden. Die erstmalige schriftliche Erwähnung des Ortes datierte aus dem Jahre 1271. Orte mit der Endung -hausen können bezüglich Namensgebung der frühkarolingischen Zeit zugeordnet werden, etwa dem achten Jahrhundert. Der Siedlungsbeginn liegt vermutlich viel weiter zurück. Es spricht einiges dafür, dass die Bewohner ihre Behausung im näheren Umkreis der Kirche errichteten. Wendershausen war oft Handelsobjekt zwischen adeligen und geistlichen Grundherren. Der Ortsname wurde in der Vergangenheit oft geändert. Er wechselte von Wengenhusenn über Wengershusen, Wengirshusen, Wendershusen und Wengershausen zu Wendershausen. Die Wendershäuser werden regional auch als ‚Kniephörner‘ (Hirschkäfer) bezeichnet. Am süd-östlichen Ortsrand von Wendershausen gibt es die Flurbezeichnung ‚Der Eichhof‘. Aus alten Dokumenten geht hervor, dass hier einmal ein Eichenhain gestanden hat. Wenn man sich in längst vergangenen Zeiten auf der alten Handelsstraße zwischen Wendershausen und dem Ludwigstein fortbewegte, kam man durch diesen Eichenhain. In den Sommermonaten bevölkerten Hirschkäfer die Eichenbäume, um den austretenden Saft auf den Blättern aufzunehmen. Es ist also naheliegend, dass man infolge dieses Anblickes den Ort Kniephornshusen nannte und die Bewohner Kniephörner.
Werleshausen
Mit dem Eichsfeld gehörte Werleshausen ab dem 9. Jahrhundert zum Kurfürstentum Mainz. Es gab keine Verbindung zu den thüringischen Kleinfürstentümern. Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde Werleshausen mit dem Eichsfeld dem Königreich Preußen, Provinz Sachsen (nicht zu verwechseln mit dem Königreich Sachsen) Regierungsbezirk Erfurt zugeteilt. Hiervon künden noch das alte Schild an der Linde und die Grenzsteine auf der Ebenhöhe mit der Aufschrift KP für Königreich Preußen. Nach 1950 und nach der Neugründung 1990 kam das Eichsfeld zum Bundesland Thüringen. Aber zu dieser Zeit war Werleshausen aufgrund des Wanfrieder Abkommens schon hessisch geworden. Richtig ist, Werleshausen als altes oder ehemaliges Eichsfelder Dorf zu bezeichnen. Das landläufig als Rittergut, in den Katasterunterlagen auch als Schloss bezeichnete Gebäude im Renaissance-Stil ist das weit über die Werra hinaus bekannte bauliche Erkennungszeichen von Werleshausen. Der große Keller mit Katakombengewölbe und die meterdicken Mauern der Parterre-Etage stammen wahrscheinlich aus der Zeit um 1280. Ca. 100 Jahre jünger ist der davorstehende Turm, der damals das nur zweigeschossige Haus überragte. Er diente sicherlich als Rückzugsmöglichkeit und später der Überwachung der Fischerei auf der Werra, aber auch zur Beobachtung der gegenüberliegenden Seite des Flusses, wo auf der alten Handelsstraße das in Bad Sooden-Allendorf gewonnene Salz in Richtung Norden transportiert wurde. Den Lehnsherren des Hansteins musste daran gelegen sein, zwischen den Besitzungen am Hanstein und der schiffbaren und fischreichen Werra eine Verbindung herzustellen. 1336 besaßen sie bereits Ländereien in Werleshausen. Sie nennen Werleshausen bereits schon ihr Dorf. In dem Fuldischen Lehnsbrief vom 30. November 1357 werden die Brüder Tilo und Heinrich von Hanstein mit dem Dorf belehnt. Im Jahr 1540 kam es zu einem Brand, der die oberen Teile des Hauses vollständig vernichtete. Nur die Sandsteinmauern und der Turm blieben erhalten. Spuren dieses Brandes lassen sich noch im Kellergewölbe finden. Das heute bestehende zweigeschossige Oberteil ist dann 1556 auf den Resten des alten Gebäudes im Stil der Renaissance neu errichtet worden. Die Höhe des Daches lässt erkennen, dass der große Turm schon zu dieser Zeit seine ursprüngliche Bedeutung verloren hatte und die damals dann eingebaute Wendeltreppe nur noch dem Zugang der einzelnen Etagen diente. Allein das frühgotisches Portal im Eingang zum Parterre lässt die viel älteren gotischen Wurzeln erkennen. Das Renaissance-Portal am Turm zeigt die Wappen des Merten von Hanstein und seiner Frau Margarethe von der Hauben mit der Jahreszahl 1565. Seit der Heirat des aus Ungarn stammenden Christoph von Christen mit einer Tochter der Familie von Hanstein (1840) hat sich lediglich der Name der ansässigen Familie geändert.
Burg Ludwigstein
Die Burg wurde ab Sommer 1415 unter Landgraf Ludwig I. von Hessen zum Schutz der umstrittenen Grenze gegenüber dem kurmainzischen Eichsfeld und der mainzischen Burg Hanstein erbaut. Ob es bereits eine frühere Befestigung an gleicher Stelle gab, ist nicht erwiesen. Die Burg war bis 1664 Sitz eines hessischen Amtmanns und Mittelpunkt der Verwaltung und Gerichtsbarkeit im hessischen Werra-Gebiet, hatte jedoch nie überregionale Bedeutung. 1627 gehörten Burg und Amt Ludwigstein zum sogenannten ‚Rotenburger Quart‘, dem von Landgraf Moritz von Hessen-Kassel seiner zweiten Gemahlin Juliane von Nassau-Dillenburg und den Kindern aus dieser Ehe überlassenen Viertel seines Landes. Im Zuge der weiteren Teilungen der nur teilunabhängigen Landgrafschaft Hessen-Rotenburg wechselte die Burg mehrfach ihren Besitzer im sich weiter verzweigenden hessisch-rotenburgischen Fürstenhaus. Danach wurde die Anlage unter anderem als Brauerei, Schafstall und Lagerhaus genutzt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Burg weitgehend verfallen. 1913 fand auf dem nahe gelegenen Hohen Meißner der Freideutsche Jugendtag statt. So erhielt die Region, die schon lange als das Märchenland der Brüder Grimm bekannt war, für die Jugendbewegung eine besondere Bedeutung. Der Wandervogel Enno Narten und weitere Jugendbewegte gründeten am 4. April 1920 die ‚Vereinigung Jugendburg Ludwigstein‘ und erwarben die Ruine, um sie als Ehrenmal für die im Krieg Gefallenen und als sichtbares Symbol eines Neuaufbaus wiederherzustellen. In langen Reihen reichten junge Leute die Steine für den Wiederaufbau von Hand zu Hand aus dem Werratal bis zur Burg hinauf. Zu Zeiten der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg schaffte sich der Ludwigstein seine eigene Währung und Jugendbewegte aus allen Bünden zogen von dort aus als Siedler aufs Land, um ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Seit 1933 diente der Ludwigstein den Zwecken nationalsozialistischer Jugendarbeit. Im Jahr 1946 wurde die Burg an die Vereinigung Jugendburg Ludwigstein zurückgegeben. Die Jugendgruppen waren jedoch in alle Winde zerstreut, das Archiv war verschollen, die Burg stand wieder an einer Grenze – aber sie war doch äußerlich erhalten geblieben. Die Jugendbünde gründeten sich neu; so auf dem Ludwigstein 1953 zunächst der ‚Zugvogel‘, der sich als erster Fahrtenbund zur Gewaltlosigkeit bekannte. 1966 formierte sich an gleicher Stelle der ‚Ring junger Bünde‘. Neben den Wandervögeln fanden sich nun auch vermehrt Pfadfinderbünde und Jungenschaften ein. Das Archiv der deutschen Jugendbewegung wurde wieder errichtet und – wie auch die Burg – 1970 in eine Stiftung überführt.
Wegpunkte Werra-Burgen-Steig Hessen – Abschnitt 4
WP18 N51°20.4955 E009°51.4284, Liebfrauenkirche
WP19 N51°19.8686 E009°51.5666, Eisenbahnunterführung
WP20 N51°19.1389 E009°51.8974, Aussichtspunkt „Die vier Steine“
WP21 N51°18.8257 E009°53.0881, Zwei-Burgen-Blick
WP22 N51°18.7870 E009°53.3543, Rastplatz Öhrchen
WP23 N51°19.2860 E009°54.2766, Bushaltestelle Ludwigstein
WP24 N51°19.3081 E009°54.5561, Jugendburg Ludwigstein
Werra-Burgen-Steig Hessen Abschnittskarte (pdf)
Werra-Burgen-Steig Hessen – Abschnitt 4 (gpx)
Fotoalbum Werra-Burgen-Steig Hessen – Abschnitt 4 (Flickr)