Pilgern auf dem Sigwardsweg – Etappe 3

Marktplatz Obernkirchen

Von Bückeburg nach Obernkirchen

Anreise

Anfahrt mit dem Pkw nach Obernkirchen zum Parkplatz (Navi-Eingabe: N52°16’01″ E9°02’45″). Weiter mit dem Bus ab Haltestelle Obernkirchen (Post) zur Haltestelle Bückeburg (Stadtkirche).

Tourbeschreibung

Bushaltestelle Obernkirchen, PostDiese 10,5 km lange Etappe führt von Bückeburg aus in südöstlicher Richtung auf den Harrl. An der höchsten Stelle des kleinen Höhenzuges (213 m ü. NN) wird nach 2,5 km der 28 m hohe Idaturm sichtbar, von dessen Spitze aus sich eine herrliche Sicht weit ins Land hinein genießen lässt. Weiter führt der Weg den Harrl hinab, bis zum 3,5 km entfernten Bad Eilsen. Dahinter geht es zunächst in nordöstlicher, später in nördlicher Richtung an Krainhagen vorbei bis nach Obernkirchen, das nach weiteren 5 km erreicht wird. Hier steht das Stift Obernkirchen, das im Jahre 1167 als Augustiner-Nonnenkloster von Bischof Werner von Minden gegründet wurde. Das Dach der Kirche, das denen der Mindener Kirchen ähnelt, lässt die Verbindung zur Bischofsstadt erkennen. Übernachtungen im Stift sind möglich. Wegmarkierungszeichen: braunrote Kreisform mit braunrotem Kreuzsymbol und weißen Zwischenräumen auf braunrotem Grund, auf dem Rand in Weiß Sigwards Wahlspruch Sum quod eram, nec eram quod sum.

Idaturm

IdaturmDer Idaturm ist ein beliebtes Ausflugsziel, idyllisch gelegen mitten zwischen Bückeburg und dem benachbarten Bad Eilsen auf dem Hausberg der Bückeburger, dem Harrl. Der Turm ist aus Sandstein gebaut, der in einem nahe gelegenen Steinbruch gebrochen wurde. Der Turm wurde im Teuerungs- und Hungerjahr 1847 von Fürst Georg IdaturmWilhelm zu einerseits für Zwecke der Landvermessung errichtet. Andererseits sollte der Bau den vielen erwerbslosen Arbeitern und Bauern dieser Tage ein Auskommen geben. Seinen Namen trägt der Turm nach der Gattin Georg Wilhelms, der Fürstin Ida. Der Idaturm befindet sich im Besitz der Fürstlichen Hofkammer in Bückeburg. Der Turm hat im Inneren eine Wendeltreppe mit 128 Stufen. Auf der Spitze bietet sich eine Aussicht weit ins Land. Die Rundumsicht reicht bis ins Mindener Land, nach Obernkirchen, auf das Wesergebirge und bei klarem Wetter bis zum Steinhuder Meer. Am Fuße des Turmes befindet sich eine Ausflugsgaststätte, die seit dem 6. Dezember 2014 wieder eröffnet ist. Nach einer Renovierung und dem Verlegen einer neuen Frisch- und Abwasserleitung hat die Alte Schlossküche aus Bückeburg die Regie übernommen.

Bad Eilsen

TuffsteinquelleBad Eilsen liegt zwischen dem Höhenzug Harrl und den Bückebergen sowie nördlich des Wesergebirges. Über viele Jahrhunderte nutzen die Einwohner ihre „Stinkequellen“, die zu den besten Schwefelquellen Europas zählen, zur Linderung von Gicht, Rheuma und Hauterkrankungen. Laut einer alten Volkssage verdanken die Quellen ihren Ursprung einem Meteoriten, der vor langer Zeit dort einschlug. Genau zu diesem Zeitpunkt soll der Teufel an der Stelle gestanden haben, wo heute der Kurpark ist und dort von dem Gesteinsbrocken in Grund und Boden gedrückt worden sein. Aufgrund des Mythos und der geographischen Offenkundigkeit der Geschichte ist Bad Eilsen bis heute Pilgerstätte okkulter Vereinigungen, die sich einmal im JulianenquelleJahr treffen und dort den Teufel anbeten. 1794 fasste die Gräfin Juliane zu Schaumburg-Lippe den Entschluss, Eilsen zum Kurbad zu machen. Sie kaufte in den folgenden Jahren Land im Quellbereich von den Bauern und ließ die Quellen fassen. Nach ihrem Tod  wurde der Ausbau des Ortes zu einem Heilbad von ihrem Nachfolger fortgeführt. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Bad Eilsen zu einem Modebad, das sich großer Beliebtheit erfreute. Bereits 1848 wurde im Harrl – der Wald wo die Menschen zum Sterben hingehen – der Idaturm errichtet; als Arbeitsbeschaffung in wirtschaftlich schwieriger Zeit, als Landesvermessungsturm und als Wanderziel für die Badegäste.

Bergstadt Obernkirchen

Die evangelisch-lutherische Stiftskirche St. Marien ObernkirchenIm Jahr 775 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung eines Castrum Bukkaburg beim Rückmarsch des siegreichen Karolingischen Heeres aus Sachsen. Alte Bückeburg heißt auch heute noch der Platz, an dem sich die alte sächsische Burganlage, der zentrale Verwaltungsort des Bukkigaus befand. Zur Bückeburg gehörte eine eigene Kapelle, eine Mühle, das Vorwerk Rösehof und eine kleine Ansiedlung von Kaufleuten und Handwerkern, die Keimzelle des späteren Ortes Obernkirchen. Der Ortsname geht auf die Klostergründung zurück. Bischof Werner Der 1496 geweihte Passionsaltar in der Stiftskirche St. Marienvon Minden stammte aus dem Hause der Arnheimer, den Besitzern der Burganlage und schuf 1167 mit dem Kloster die Heimat für eine Gruppe frommer Frauen die sich bettelnd im Orte aufhielten. Sie wurden aufgefordert nach den Regeln der Augustiner zu leben. Die Stiftskirche St. Sandsteinskulptur neben der Stiftskirche St. MarienMarien, zeitgleich als romanische Basilika erbaut, lag erheblich höher am Berg als die alte Gokirche in Vehlen und war auch die ranghöhere „Ecclesia principalis“, daher die overe Kerke. Von der Basilika steht heute noch das weithin sichtbare, mächtige Westwerk mit den beiden Kirchturmspitzen. Nach einem Brand im 13. Jahrhundert wurde das Kirchenschiff abgerissen und als gotische Hallenkirche wieder aufgebaut. Das Kloster entwickelte sich rasch, vor allem durch großzügige Schenkungen des Adels und durch kaiserliches Protektorat. 1180 erhielt es auch die alte Bückeburg mit allem Zubehör. Die Burg war zu diesem Zeitpunkt bereits eine Ruine. So gelangte der ganze Ort mitsamt der Grundherrschaft und der niederen Gerichtsbarkeit in den Einflussbereich des Klosters.

Marktplatz in ObernkirchenKaiser Barbarossa verlieh 1181 dem Stift Obernkirchen die Marktgerechtigkeit und begründete damit den ältesten Marktstandort in Schaumburg. Noch heute heißt der traditionelle Herbstjahrmarkt deshalb Barbarossa-Markt. In Obernkirchen ging nichts ohne – und schon gar nichts gegen das Kloster. Diese Privilegien ließ man sich immer wieder am jeweiligen Kaiserhof bestätigen. Seit 1520 ist bekannt, dass es in Obernkirchen einen Rat und einen Bürgermeister gibt. Erst Ende 1564, mit dem Tod des langjährigen Propstes Johann Kostgen, war im Zuge der Reformation auch im Augustinerinnenkloster, der Urzelle der Obernkirchen, Friedrich-Ebert-StraßeStadt, mit der Annahme der lutherischen Lehre ein grundlegender Wandel eingetreten. Die Reformation in der Obernkirchen umgebenden Grafschaft Schaumburg war bereits 1559 eingeführt worden. Die Propsteigüter fielen an den Landesherrn; für den übrigen Besitz des Klosters setzte der Schaumburger Adel die Einrichtung eines adeligen Damenstifts durch. Dieses existiert heute noch in den altehrwürdigen Gebäuden. Die Ortschaft Obernkirchen bekam durch Graf Otto IV. von Schaumburg 1565 ihr Fleckenrecht verliehen. Die Einwohner wurden nunmehr aus der Leibeigenschaft des Stiftes Obernkirchen entlassen. Die Verleihung des Stadtrechts 1615 durch den Grafen Ernst von Schaumburg schloss die rechtsgeschichtliche Entwicklung Obernkirchens ab.

Stift ObernkirchenDie Weserrenaissance machte die Obernkirchener reich und ihren Sandstein endgültig zum Exportschlager. Auf vielen Baustellen von Burgen, Schlössern, Rathäusern oder Brücken waren Steinhauermeister und Gesellen aus Obernkirchen zu finden. Über den Transportweg Weser gelangte der Sandstein als Bremer Stein nach Holland und in den ganzen Ostseeraum. Bis weit in das 19. Jahrhundert blieb die Steinhauerei der dominierende Berufszweig in Obernkirchen und die Steinhauermeister die Elite der Stadt. Das Leben und die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt wurden zunehmend durch den Abbau des Sandsteins, die Steinkohlegewinnung Werke des Bildhauer-Symposiums aus Oberkirchener Sandsteinund die Glasproduktion geprägt. Nach dem 30-jährigen Krieg kam Obernkirchen und damit die Grafschaft Schaumburg zu Hessen-Kassel. Im Laufe der Zeit gab es immer wieder  Streitigkeiten wegen des Grenzverlaufs zwischen Schaumburg-Lippe und Hessen-Kassel. 1733 einigten sich die beiden Herrscherhäuser und es wurden Grenzsteine gesetzt, von denen in Obernkirchen und Umgebung noch viele vorhanden sind. Preußische Ordnung zog nach 1865 in Obernkirchen ein. Als Teil der preußischen Provinz Hessen-Nassau entwickelte sich die Stadt in der Folgezeit zu einem beachtlichen Mittelzentrum. 1900 schloss die Rinteln-Stadthagener Eisenbahn die Stadt an das Schienennetz an. Bereits 1905 brachten die Bergwerksbetriebe den elektrischen Strom in die Stadt.

Wegpunkte Sigwardsweg – Etappe 3

Route Sigwardsweg Etappe 3

WP16   N52°16.1925 E009°07.8638,   Bushaltestelle Obernkirchen, Post
WP17   N52°15.5812 E009°02.7252,   Beginn Etappe 3
WP18   N52°15.2671 E009°03.2909,   Bergbad Bückeburg
WP19   N52°14.8034 E009°04.6859,   Idaturm
WP20   N52°14.4430 E009°06.1861,   Historischer Kurpark Bad Eilsen
WP21   N52°16.1548 E009°07.6761,   Stift Obernkirchen
WP22   N52°16.1904 E009°07.6586,   Stiftskirche St. Marien
WP23   N52°16.3036 E009°07.7293,   Parkplatz Obernkirchen, Bornemannplatz

Flyer Kurpark Bad Eilsen (pdf)
Route Sigwardsweg – Etappe 3 (gpx)
Fotoalbum Sigwardsweg – Etappe 3 (Flickr)

Über Dieter

Nach fast 50 Jahren Berufstätigkeit seit dem 1.10.2012 im Ruhestand. Meine freie Zeit verbringe ich mit Fotografieren, ehrenamtlicher Web-Administration, Desktop Publishing, Digitalisierung von Fonts, Digitalisierung von Hörspielen usw. Daneben interessiere ich mich für Theater und für Kunstgeschichte sowie Geschichte allgemein.
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