Pilgern in Lippe (Ostschleife) – 3. Etappe

An den zwei Linden in Lügde

Von Elbrinxen nach Lügde

Anreise

Von der Unterkunft in Schwalenberg mit Pkw zum Etappenende nach Lügde (Navi-Eingabe N51°57’15″ E9°14’44″). Von der Haltestelle Lügde, Zu den zwei Linden, zurück zum Etappenbeginn zur Haltestelle Elbrinxen, Schäferberg.

Tourbeschreibung

Codex Vindobonensis 473Lügde war lange Zeit eine katholische Enklave im evangelisch-reformierten Lippe. Besonders sehenswert sind die idyllische Altstadt, das Franziskanerkloster und der Osterberg, von dem die Feuerräder am Ostersonntag ins Tal rollen. Die Kilianskirche, deren Ursprünge in die Zeit Karls des Großen zurückreichen, ist eine der ältesten Kirchen Deutschlands. Wegmarkierung: Ichthys-Symbol aus zwei gekrümmten Linien, die einen Fisch darstellen. Die durch ein kommerzielles Unternehmen erfolgte Markierung ist jedoch in der Regel lückenhaft. Daher ist ein GPS-Gerät zwingend notwendig. Wanderkarte NRW, Lippischer Südosten: Barntrup – Blomberg – Lügde – Schieder-Schwalenberg.

Lügde

Ev. Kirche St. Kilian in LügdeErstmals urkundlich erwähnt wurde Lügde 784 in den Fränkischen Reichsannalen, als Karl der Große hier sein erstes Weihnachtsfest im damaligen Herzogtum Sachsen beging. Aufgrund einer 1195 in Lügde geprägten Münze des Grafen Gottschalk I. von Pyrmont kann angenommen werden, dass zu dieser Zeit bereits Stadtrechte bestanden. Es sind allerdings keinerlei Gründungsurkunden mehr vorhanden. Es gilt jedoch als sicher, dass die Verleihung der Stadtrechte spätestens 1246 stattfand, da in dieser Zeit sowohl der heute noch in seiner Ursprungsform erhaltene Standort Südliches StadttorStadtgrundriss als auch die größtenteils erhaltenen Befestigungsanlagen, wie Stadtmauer, Wallgrabenanlage und Wehrtürme, entstanden. Darüber hinaus besaß Lügde einen Markt und einen siegelführenden Stadtrat. Lügde stellt eine planmäßige Stadtgründung der Pyrmonter Grafen dar und weist das typische Dreistraßensystem mit einer Hauptachse und zwei Seitenstraßen auf. Diese zweigen im Süden spitzwinklig von der Hauptstraße ab, folgen ihr parallel und enden im Norden in einer Querstraßenverbindung. Die erste in Lügde errichtete Kirche war die BrückenturmKilianskirche, die in den Jahren 780–784 außerhalb der Stadtmauern erbaut wurde. Sie ist dem irischen Bischof Kilian geweiht. Die Kirche St. Kilian ist eine romanische kreuzförmige Gewölbebasilika. Die Kreuzgratgewölbe sind der Klosterkirche in Lippoldsberg nachempfunden. Sehenswert sind die Würfelkapitelle, von denen in Westfalen nur noch wenige erhalten sind. Die Kirche diente als Grablege für Graf Moritz von Pyrmont, der als Letzter des Schwalenberger Geschlechts in der Kirche begraben wurde.

ZiegenbrunnenIm Spätmittelalter war Lügde Hauptort der Grafschaft Pyrmont und Sitz der gleichnamigen Grafen. Lügde wurde wiederholt zum Spielball fremder Interessen. 1255 mussten die Grafen von Waldeck und Pyrmont die Hälfte Lügdes an den Erzbischof von Köln abtreten, ein Ereignis, das auch im Stadtwappen verdeutlicht wird. Zur Mitte des 16. Jahrhunderts verbreitete sich die Mär vom Hylligen Born, dessen Wasser angeblich jedes Gebrechen heilen sollte. Nicht nur aus Deutschland, sondern aus ganz Europa kamen die Menschen in Scharen in die Gegend von Lügde, denn den Ort Pyrmont gab es noch nicht. Lügde und die in der Umgebung liegenden Dörfer konnten die Menschenmengen nicht aufnehmen, so dass Tausende im Wald oder auf freien Feld übernachten mussten.

FranziskanerklosterIm Jahr 1583 traten die Bewohner Lügdes zur Reformation über. Wechselnde Einflüsse im Dreißigjährigen Krieg zwangen sie jedoch, das lutherische Bekenntnis wieder aufzugeben und 1624 nach heftigen Auseinandersetzungen zum katholischen Glauben zurückzukehren. Am Ende des Krieges war die Stadt zu einem Drittel zerstört und die Bevölkerung völlig verarmt. Am 14. März 1668 einigten sich Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg und die Grafen von Waldeck nach über 174 Jahren über den strittigen Besitz der Grafschaft Pyrmont. Die Grafen erhielten den Pyrmonter Brunnen und die benachbarten Dörfer. Der bekannteste Brücke über die EmmerVertreter der Grafen zu Waldeck, Georg Friedrich zu Waldeck (1620–1692), ließ daraufhin den Quellbach zuwerfen, pflanzte die später berühmt gewordene vierreihige Lindenallee und begründete Bad Pyrmont. Das Fürstbistum Paderborn erhielt die Stadt Lügde, deren Bewohner erfolglos dagegen protestierten und die zur katholischen Enklave inmitten eines protestantischen Gebiets wurde. Im Siebenjährigen Krieg wurde Lügde durch Truppendurchzüge und Einquartierungen schwer geschädigt und geriet an den Rand des wirtschaftlichen Ruins.

OsterbergLügde bezeichnet sich selbst als Stadt der Osterräder. Das beruht auf einem alten und heute noch praktizierten Brauch, mit Stroh ausgestopfte, zuvor mit Wasser getränkte brennende Eichenräder zu Ostern an einem der umliegenden Berge herunterrollen zu lassen. Im 18. Jahrhundert gab es mehrere Versuche, diesen Brauch zu verbieten. Seit dem Bau der Eisenbahntrasse Hannover–Altenbeken Ende des 19. Jahrhunderts laufen die sechs Räder nur noch vom Osterberg herab und nicht mehr vom gegenüber liegenden Kirchberg. Jedes Jahr werden sechs Eichenholzräder von etwa 1,7 m Durchmesser und rund 270 kg Gewicht den Osterberg hinunter gerollt.

Wegpunkte Lippischer Pilgerweg (Ostschleife) – 3. Etappe

Route Pilgern in Lippe (Ostschleife) – 3. Etappe

WP17   N51°57.1328 E009°14.6392,   Kirche Sankt Kilian
WP18   N51°57.4749 E009°14.7811,   Rathaus Lügde
WP19   N51°57.4965 E009°14.7725,   Katholische Pfarrkirche Sankt Marien
WP20   N51°57.5795 E009°14.7659,   Ehemaliges Franziskanerkloster

Route Pilgern in Lippe (Ostschleife) – 3. Etappe (gpx)
Fotoalbum Pilgern in Lippe (Ostschleife) – 3. Etappe (Flickr)
Flyer Erlebnisführer Lügde mit Stadtrundgang (pdf)

Über Dieter

Nach fast 50 Jahren Berufstätigkeit seit dem 1.10.2012 im Ruhestand. Meine freie Zeit verbringe ich mit Fotografieren, ehrenamtlicher Web-Administration, Desktop Publishing, Digitalisierung von Fonts, Digitalisierung von Hörspielen usw. Daneben interessiere ich mich für Theater und für Kunstgeschichte sowie Geschichte allgemein.
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