Fachwerkweg Ruppichteroth

Blick vom Fachwerkweg auf den Nümbrechter Ortsteil Lindscheid

Mit der Kamera unterwegs auf dem Bergischen Streifzug 22

Anfahrt mit dem Pkw zum Parkplatz Sankt-Florian-Straße 2, 53809 Ruppichteroth (Navi-Eingabe N50°50’47″ E7°28’57″).

Tourbeschreibung

Start und Ziel des Fachwerkwegs am BurgplatzStart und Ziel dieser Zeitreise in die Geschichte vom Wildem Mann und Bergischem Dreiklang ist der Burgplatz. Der ca. 11,5 km lange Rundweg zu Fachwerkhäusern der Region zeigt, wie die Menschen rund um Ruppichteroth ihr Leben seit Jahrhunderten unter Dach und Fach bringen. Auf acht bebilderten Informationstafeln am Wegesrand wird erklärt. wie aus Balken, Ruten und einem Gemisch aus Lehm und Mist eine Fachwerkwand entsteht. Von Generation zu Generation weitergegeben wird die Kunst der Zimmerleute, Balken zu einer stabilen Konstruktion zu Der Fachwerkweg im Ortsteil Velkenverbinden. Dass sie dabei weder Schrauben noch Eisennägel verwenden, mag ebenso überraschen wie die uralte Zimmerer-Tradition, sich mit einem Bündel Habseligkeiten während der ersten Gesellenjahre auf die Walz zu begeben. Festes Schuhwerk ist zu empfehlen. Denn auf diesem gut markierten Streifzug 22 begegnet man jeder Menge Wald, Lehm und Kuhmist. Wenn auch in einer Form, in der diese Bestandteile nicht gleich erkennbar sind. Los geht es erst einmal über Pflastersteine und Asphalt. Vom Ruppichterother Ortskern führt die Strecke vorbei am Renoviertes Fachwerkhaus im Ortsteil OelerothKreisel. Von dort geht es über Stein nach Velken, Oeleroth bis über die Ortsgrenze in den Nümbrechter Ortsteil Lindscheid. Man erfährt, dass Männer ihre Ehefrauen über Schwellen tragen müssen, weil das Bergische Land für den direkten Aufbau mit Lehm zu feucht ist; dass man Etagen stapeln kann; dass der weiße Kalkputz auf den Gefachen unter anderem aus Quark besteht, und dass der Bergische Dreiklang sich aus den Farben Schwarz, Weiß und Bergischgrün zusammensetzt – zu finden an originalgetreuen Häusern mit weiß Teilweise renovierte Scheune im Ortsteil Oelerothverputzten Gefachen, mit  schwarz gestrichenen Balken und grünen Fensterladen und Türen. Bergischgrün entdeckt man auch jede Menge auf der Strecke. Hinter Oeleroth beginnt der Teil der Wanderschaft, der einen anderen Blick in die bergische Seele bietet – die Natur. Auf den Höhen vor Lindscheid hat man einen wunderbaren Weitblick über die Region, den Weg in den Ort flankieren Streuobstwiesen. Und echten Kuhmist trifft man auf dem Weg übrigens auch – spätestens in Schmitzhöfgen, wenn man an den Galloways der Familie Braun vorbeikommt.

Historischer Ortskern um die evangelische DorfkircheDie Informationstafeln machen unter anderem auf die Geschichte einiger besonders markanter Fachwerkbauten aufmerksam, erklären historische Türsprüche und erläutern, was es mit dem keinesfalls musikalischen Bergischen Dreiklang auf sich hat. Wie das Niedersächsische Hallenhaus ins Bergische kam, erfährt der Wanderer unterwegs ebenso wie die Hintergründe, die zur markanten Balkenformation des Wilden Mannes führten. Aufschlussreich sind auch die Einblicke in die wissenschaftliche Methode, anhand der Jahresringe im Holz selbst Jahrtausende alte Historisches „Wirtshaus an Sankt Severin“Baumstämme zu datieren. Alleine 14 Sitzbänke laden den Wanderer unterwegs zum rasten ein. 9 Bänke stammen aus dem Fundus des Bürgervereins Ruppichteroth. Zwei weitere Bänke sowie eine Sitzgruppe wurden durch die Naturarena Bergisches Land installiert, die auch diesen gesamten eher beschaulichen Wanderweg mitsamt der Informationstafeln organisiert hat. Die bekannte Fruchtsaftkellerei Weber in Lindscheid hat vor ihrem Anwesen ebenfalls eine Bank aufgestellt, damit man sich dort ein wenig ausruhen kann.

Ruppichteroth

Zeugnisse aus der Zeit des Erzabbaus in und um RuppichterothDie Gemeinde Ruppichteroth liegt im Bergischen Land, vom Siegtal durch die Nutscheid getrennt, und wird auch als Bröltalgemeinde bezeichnet, da sich hier die Bröl und der Waldbrölbach vereinen. Höchste Erhebung ist der Goldberg (360 m ü. NN),  abgelegen im Waldgebiet der Nutscheid nahe der Grenze zwischen den Kommunen Ruppichteroth, Waldbröl und Windeck. Nach den karolingischen Teilungen im Vertrag von Verdun 843 gehörte die Bauernschaft Ruppichteroth zum Auelgau. Innerhalb der späteren territorialen Gliederung wurde das Amt Blankenberg – zu dem Ruppichteroth damals gehörte – 1180 von den Grafen von Sayn in Besitz genommen Blick vom Waldrand nahe dem Ortsteil Stein auf Ruppichterothwurde. Später waren die Grafen von Heinsberg die Herren, bis es 1363 in den Besitz des Grafen und späteren Herzog von Berg überging. 1513 hatte die Sayn-Wittgensteiner Regierung durch Graf Ludwig für die Herrschaft Homburg eine neue Kirchenverordnung erlassen. Graf Heinrich IV. führte das lutherische Bekenntnis ein und ließ  bis 1605 die damalige katholische Kircheneinrichtung entsprechend dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 (cuius regio eius religio) beseitigen.  1607 kam das Amt Blankenberg wieder in den Besitz des Herzogs von Jülich-Berg, wo es bis 1806 verblieb.

Der Fachwerkweg im Ortsteil SteinIm Zuge der französischen Neuordnung des Rheinlandes wurde das Amt aufgelöst und die Umgebung in Arrondissements aufgeteilt. Das Amt Blankenberg fiel an das Herzogtum Cleve. Napoleons Schwager Joachim Murat wurde als Herzog eingesetzt, das Herzogtum selbst kurz danach zum Großherzogtum erhoben. 1806 bzw. 1808 wurde das Kirchspiel Ruppichteroth mit dem Kirchspiel Winterscheid zur Munizipalität Ruppichteroth zusammengelegt, die dem Kanton Eitorf unterstellt war. 1808 wurde Murat König von Neapel und das Großherzogtum wurde direkt Napoleon Bonaparte unterstellt. Nach den Befreiungskriegen wurde 1815 aufgrund der Beschlüsse auf dem Wiener Kongress das Rheinland und damit Ruppichteroth dem Königreich Preußen zugeordnet. Ruppichteroth wurde 1816 Sitz der gleichnamigen Bürgermeisterei, deren Verwaltung auch die eigenständige Gemeinde Winterscheid unterstand. Ebenfalls 1816 bildeten die Preußen den Kreis Uckerath, der bereits 1820 aufgelöst und dem Kreis Siegburg zugeordnet wurde.

Fabrikantenvilla in Ruppichteroth1830 gab es in der Gemeinde Ruppichteroth 3.848 Einwohner, die Rittersitze Junkersaurenbach und Burg Herrnstein, jeweils drei Getreide- und Ölmühlen, eine Ziegelei, drei Kalkbrennerhütten und eine Eisenhütte, zwei Kaufläden, zwei Gasthöfe und 30 Schenken. Von den 17.500 Morgen Land waren aufgrund des hohen Holzverbrauches für die Hütten nur noch 33 Morgen Hochwald vorhanden, 5.000 Morgen Niederwald und  4.000 Morgen Heide. Ruppichteroth ist seit jeher land- und forstwirtschaftlich geprägt. Die Industrie fasste erst spät Fuß im Ort. Aus einem 1889 entstandenen Betrieb der Brüder Hugo und Otto Willach entwickelten sich zwei Betriebe, die heute im Bereich Schlösser und Beschläge weltweit führend sind.

Erinnerung an die alte BröltalbahnDer Hauptverkehr führt im Gegensatz zu früher heute nicht mehr über die Höhenzüge wie zum Beispiel die alte Nutscheidstraße (Römerstraße) sondern durch das Bröltal. Seit 1862 war die Gemeinde über die Bröltalbahn, eine Schmalspurbahn, an die Stadt Hennef und seit 1870 auch an die Stadt Waldbröl angeschlossen. Die Bahn diente vornehmlich dem Transport von Erz und Kalk, erst später von Personen. Sie wurde vorab als Pferdebahn betrieben. Dann wurde sie als älteste Schmalspurdampflokstrecke betrieben. Heute besteht die Hauptverkehrsanbindung hauptsächlich über die Bundesstraße 478, die die Gemeinde durchschneidet und mit den angrenzenden Städten Hennef und Waldbröl verbindet.

Blick über den Burgplatz auf die katholische Pfarrkirche St. SeverinSehenswert ist der historische Ortskern von Ruppichteroth mit seinen zahlreichen renovierten und  denkmalgeschützten Fachwerkbauten sowie die Burgstraße mit der katholischen Pfarrkirche St. Severin, deren romanischer Westturm aus Bruchsteinmauerwerk im 12. Jahrhundert entstand. Der Rest der alten Kirche wurde 1892 abgerissen und 1893 durch die dreischiffige Hallenkirche im neugotischen Stil ersetzt, die heute noch das Oberdorf von Ruppichteroth beherrscht. Als kunsthistorische Kostbarkeiten befinden sich im Inneren der Pfarrkirche St. Severin vier wertvolle, jeweils dreiteilige Chorfenster. Es handelt sich um rheinische Glasmalereien aus der Spätgotik, die wahrscheinlich um das Jahr 1500 in einer Kölner Werkstatt entstanden sind. Zur weiteren Ausstattung der Severinskirche in Ruppichteroth gehören ein Taufstein aus dem 12. und ein spätromanisches Weihrauchfass aus Bronze aus dem 13. Jahrhundert.

Die evangelische Dorfkirche in RuppichterothJünger und etwas weniger dominant ist die 1683 erbaute evangelische Dorfkirche. Es handelt sich um eine einschiffige, dreiachsige Hallenkirche. Sie wurde aus Kostengründen zunächst ohne Turm gebaut und erfuhr im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Um- und Erweiterungsbauten. Zu den wichtigsten zählt die Hinzufügung des Turmes von 1755 bis 1792, der Einbau einer Westempore im Jahre 1836 sowie der Austausch der flachen Holzdecke durch eine Gewölbedecke aus Holz. Seit 1966 ist das ursprünglich aus Grauwacke errichtete Gebäude aus konservatorischen Gründen vollständig verputzt und weiß gestrichen. Sie trägt den Namen Dorfkirche übrigens mit berechtigtem Stolz, denn Ruppichteroth wird von den Einwohnern gerne einfach als Doorp bezeichnet, so dass die evangelische Kirche mit Fug und Recht behaupten kann, die geistige Heimat zu sein. Im Kirchturm der evangelischen Kirche leben übrigens die sehr seltenen Schleiereulen, die sich hier auch sichtbar wohl fühlen.

Der Dorfbrunnen am BurgplatzBei dem Dorfbrunnen am Burgplatz handelt es sich um einen vermutlich in Norddeutschland um 1750 entstandenen Ringbrunnen, aufgestellt an der Stelle, wo auf alten Bildern eine eiserne Pumpe zu sehen ist. Neben kulturellen Denkmälern und malerischen Bachtälern mit Streuobstwiesen verfügt Ruppichteroth auch über eine alte, imposante Sommerlinde, die am Burgplatz der Stadt steht. Übrigens ist Ruppichteroth der schönste Ort im Rhein-Sieg-Kreis. Zumindest hat er sich beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ am überzeugendsten präsentiert, so dass er den Kreis nun beim Landeswettbewerb 2014/15 vertreten darf.

Die Ruine Herrenbröl am Ortsrand von RuppichterothAm Ortsrand von Ruppichteroth fallen direkt an der Hauptstraße die Überreste einer alten Burg ins Auge. Es handelt sich um die Ruine der Burg Herrenbröl, die wahrscheinlich im 13. Jahrhundert im Tal des Waldbrölbachs als Rittersitz errichtet wurde. Die denkmalgeschützte, ehemals wohl quadratische Burganlage ist für Besucher frei zugänglich. Auf ihrer Südseite war einst ein Wassergraben, der noch Mitte des 19. Jahrhunderts als Weiher bestand. Erhalten sind 7 Meter hohe Reste des Burgturmes sowie Ruinen von Burggebäuden, eine ca. 23 Meter lange Burgmauer, ein gemauerter Gewölbekeller sowie Mauerfundamente und der Brunnen, ein einfacher Bruchsteinbau aus dem 13. Jahrhundert.

Wegpunkte Fachwerkweg Ruppichteroth

Fachwerkweg Ruppichteroth

WP01   N50°50.7007 E007°28.9295, 189m,    Station A
WP02   N50°50.7581 E007°29.2663, 169m,    Station B
WP03   N50°50.5628 E007°29.4226, 194m,    Station C
WP04   N50°50.8753 E007°30.2798, 193m,    Station D
WP05   N50°50.9545 E007°29.9302, 189m,    Station E
WP06   N50°51.9370 E007°30.4086, 247m,    Station F
WP07   N50°51.1188 E007°28.7185, 232m,    Station G
WP08   N50°50.6624 E007°28.7178, 182m,    Station H
WP09   N50°50.7689 E007°28.9533, 200m,    Parkplatz

Etappenroute (gpx)

Fotoalbum (Flickr)

Über Dieter

Nach fast 50 Jahren Berufstätigkeit seit dem 1.10.2012 im Ruhestand. Meine freie Zeit verbringe ich mit Fotografieren, ehrenamtlicher Web-Administration, Desktop Publishing, Digitalisierung von Fonts, Digitalisierung von Hörspielen usw. Daneben interessiere ich mich für Theater und für Kunstgeschichte sowie Geschichte allgemein.
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