Der „heilige Berg“ des Sauerlandes
Der Wilzenberg erhebt sich im Nordwestteil des Rothaargebirges in der Gemarkung von Schmallenberg zwischen den Stadtteilen Gleidorf, Winkhausen und Grafschaft. Nördlich am Berg vorbei verlief früher die Heidenstraße, eine bedeutende mittelalterliche Handelsroute zwischen Leipzig, Kassel und Köln. Der Wilzenberg (658 m über NN), ein an seinem Holzkreuz und dem Aussichtsturm schon von weitem erkennbarer Bergkegel, trägt auf seiner Höhe zwei ineinander liegende Befestigungssysteme – sogenannte Ringwälle – unterschiedlichen Alters. Eindrucksvolle Überreste sind in Form von Wällen, Gräben und Terrassen noch sichtbar. Der Wilzenberg ist wegen seiner überregionalen historischen Bedeutung als kulturgeschichtliches Bodendenkmal geschützt.
Der eisenzeitliche Ringwall
Die ältere Ringwallanlage stammt aus der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und umschließt die gesamte Kuppe. Ihr langovaler, durch die Bergform vorgegebener Innenraum umfasst etwa 5 ha. Die Befestigung besteht aus zwei Verteidigungslinien. Der innere Ring ist nur an der Westspitze deutlich erhalten, sonst lediglich als Geländeterrase zu erkennen. Auf der Südseite ist der Ring streckenweise durch Steinbruchbetrieb zerstört. Weiter östlich wurde die ältere Befestigung größtenteils durch eine jüngere Anlage überbaut. Der vermutlich einzige Zugang lag auf der Südseite zwischen der Westspitze und dem heutigen modernen Fahrwegdurchbruch. Die beiden sich überlappenden Wallenden bildeten dort eine Torgasse. Parallel zum oberen Ring verläuft auf der Nordseite 25 bis 30 m tiefer eine zweite Verteidigungslinie in Form einer Terrasse. Sie spaltet sich im Westen in zwei hangabwärts zur Quelle hinführenden Stränge auf, die wohl die Wasserversorgung sichern sollten. Die eisenzeitlichen Befestigungen auf dem Wilzenberg gehören zu einer Gruppe vorgeschichtlicher Burganlagen in Westfalen, deren genaue Funktionen (Fliehburgen?) ebenso wie ihre Erbauer und Benutzer unbekannt sind Im Westteil der eisenzeitlichen Burg steht eine Kapelle, die 1543 erstmals erwähnt wird. Bereits 1508 ist von einer Klause die Rede. Die am Westhang gelegene Quelle, „Brauers Deyk“ (Bruder-Teich) genannt, wird gerne mit einem Klausner (= Bruder) in Verbindung gebracht. Die Kapelle erhielt, nachdem sie mehrmals abgebrochen und umgebaut worden war, 1773 ihre heutige Form. Sie ist der Muttergottes geweiht, doch werden auch die Heiligen Johannes der Täufer, Antonius von Padua, Katharina, Margaretha, Maria Magdalena, Stephanus, Joseph und Franziskus Xaverius verehrt. Das hölzerne Kreuz, ein Wahrzeichen des Berges, wurde zuerst 1626 oberhalb der Kapelle aufgestellt und im Jahre 1972 letztmalig erneuert. Es hat jetzt eine Höhe von 28 m.
Der frühmittelalterliche Ringwall
Die jüngere Wallanlage nimmt den östlichen, höchsten Kuppenbereich ein. Ein ringförmiger Wall umschließt eine 2,7 ha große Innenfläche. Im Westen und Osten wird er jeweils durch einen Graben und einen Vorwall verstärkt. Den Innenfluß des Hauptwalles begleitet eine muldenförmige Eintiefung, aus der das Material zur Errichtung des Walls entnommen wurde. Zahlreiche auf der Wallkrone liegende Steine deuten auf eine im Wall vorhandene Steinmauer hin. Das Tor muß an der Stelle des heutigen Wegdurchlasses auf der Kammhöhe im Westen gelegen haben. Man wird dort ein Torhaus vermuten dürfen. Alter und Funktion der Burg liegen im Dunkeln Ein Vergleich mit ähnlichen Anlagen spricht für eine Entstehung im 8. bis 10. Jahrhundert. Historische Nachrichten über die Burg fehlen. Eine Verbindung zu dem 1072 vom Kölner Erzbischof Anno II. gegründeten Kloster Grafschaft ist nicht auszuschließen. Im Innern des frühgeschichtlichen Burgareals steht seit 1889 ein eiserner Aussichtsturm, der im Jahre 1989 auf 17 m erhöht wurde. Der benachbarte Brunnen wird im Volksmund „Püttgen“ genannt. In Schriftstücken und Urkunden des Klosters wurden drei Namen von Adeligen erwähnt, die mit der jüngeren Burganlage in Verbindung gebracht werden. Urkundlich bekundet ist, dass 1072 Erzbischof Anno II. von Köln von einer gewissen Chuniza und ihrem Sohn Tiemo das Gebiet erwarb, auf dem dann das Kloster Grafschaft errichtet wurde. Bis zur heutigen Zeit konnte jedoch nicht geklärt werden, wer die jüngere Burganlage tatsächlich bewohnte.
Wegpunkte Wilzenberg
WP 1 N51°09.2289 E008°19.2416 Wanderparkplatz
WP 2 N51°09.1067 E008°19.3451 Kapelle
WP 3 N51°09.1432 E008°19.7899 Weggabelung zur Wallfahrtskirche
WP 4 N51°09.1881 E008°19.5917 Wallfahrtskirche
WP 5 N51°09.1794 E008°19.7260 Holzkreuz
WP 6 N51°09.2119 E008°19.8070 Brunnen („Püttgen“)
WP 7 N51°09.2054 E008°19.8325 Aussichtsturm