Ein Reiseziel für Individualisten
Die Heide- und Moorlandschaft des North York Moors National Park, die von einer dramatischen Steilküste abrupt abgeschlossen wird, ist einer der sehenswertesten Landstriche Englands. Die North York Moors erheben sich nur wenig über 300 Meter und haben geringere Niederschlagsmengen als das nordenglischen Hochland. Hier herrscht an Stelle der feuchten Deckenmoore das trockenere Heidemoor. Das niedrige Heidekraut-Dickicht ist der Lebensraum für Moorhühner, Brachvögel und Kiebitze. Weitere typische Pflanzen sind Blaubeeren und Stechginster. An dem Wasserlauf des Esk gedeihen heimische Arten des gemischten Laubwaldes wie Erle und Eberesche.
Anreise von Rotterdam oder Zeebrügge nach Hull
Wer mit P&O Ferries nach Hull reist, wird feststellen, dass niedrige Fährpreise nichts mit einem niedrigen Standard zu tun haben müssen. Die Fähre legt abends in Rotterdam ab und erreicht nach etwas mehr als 12 Stunden am anderen Morgen die englische Hafenstadt Hull. Zurück geht es dann gegen 20 Uhr ab Hull. Ankunft in Rotterdam ist dementsprechend morgens um etwa 8 Uhr. Sowohl das Frühstückbüffet als auch das große Buffet am Abend entsprechen dem Standard eines 4-Sterne-Hotels. Das Sonnendeck auf einem der größten Fährschiffe der Welt bietet gute Möglichkeiten zum Fotografieren.
Besucher, die England mit der Fähre nach Hull erreichen, halten selten in der Hafenstadt, die richtigerweise Kingston-upon-Hull heißt und auf eine stolze Geschichte zurückblickt. An der Stelle, wo der kleine Fluß Hull in den breiten Humber fließt, gründete Edward I. 1299 eine neue Siedlung für seine Schottlandkriege. In den folgenden Jahrhunderten blühte der Handel, die Fischerei und auch der Walfang. Doch Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, misslungene Sanierung und wirtschaftlicher Niedergang hinterließen ihre Spuren. Ohne zum Touristenmagnet zu avancieren, verfügt Hull doch über einige Sehenswürdigkeiten.
Whitby
Whitby, der interessanteste Ort an der Küste Yorkshires, konnte bis heute den Charakter eines kleinen Seehafens bewahren. Den besten Blick auf die sturmerprobten Häuserreihen und den Fischereihafen an der von langen Molen geschützten Esk-Mündung erhält man von den Klippen östlich des Flusses. Auf dieser windigen Höhe stehen die Ruinen von Whitby Abbey, im Jahre 657 von der heiligen Hilda gegründet. In der Abtei fand 664 die Synode statt, die den Streit zwischen den keltischen und römischen Kirchen zugunsten des römischen Ritus entschied. Die Abtei wurde 867 von den Dänen zerstört und nach der normannischen Eroberung als Benediktinerkloster neu gegründet.
Als Bram Stoker 1890 in Whitby residierte, diente die kleine Stadt als Inspiration und Kulisse für sein Meisterwerk Dracula, das 1897 veröffentlicht wurde: Bei seiner Reise nach England landete Graf Dracula mit seinem Schiff in Whitby. Die Stadt hat daher auch ein Dracula-Museum.
In Whisby erhielt James Cook seine nautische Ausbildung. Die Schiffe seiner zahlreichen Seereisen wurden hier gebaut und auch die bedeutende Südseereise von 1768 nahm hier ihren Anfang. Die Schiffe Whitby Cats oder Whitby Colliers, robuste Kohletransporter, die hier nach norwegischen Vorbildern gebaut wurden, nutzte Cook für alle seine Südseereisen. Das Haus der Familie Walker, in dem Cook seine Lehre machte, beherbergt heute das „Captain Cook Memorial Museum“. Sein Denkmal überblickt den Hafen der Stadt.
Mit Dampfkraft durch das Newtondale
Die Dampfloks und gepflegten historischen Passagierwaggons der North Yorkshire Moors Railway (NYMR) fahren von Grosmont über die Moore und durch das grüne Newtondale entlang dem Esk nach Pickering und zurück. Es handelt sich um eine weitgehend eingleisige Strecke in Normalspur mit einer Länge von 29 Kilometern. Damit ist die North Yorkshire Moors Railway die zweitlängste Museumseisenbahn des Vereinigten Königreichs. Diese Bahn ist übrigens als Hogwarts Express in den Harry-Potter-Verfilmungen zu bewundern.
Aktivurlauber und Fotoamateure benutzen die Dampfeisenbahn für Wanderungen in und um das Newtondale. Tief in den North York Moors National Park liegt die Station Newton Dale Halt, ein Bedarfshalt, der 1981 angelegt wurde. Er wird hauptsächlich von Wanderern genutzt und ist nicht nur der abgelegenste Halt der Strecke, sondern soll auch der Halt im britischen Eisenbahnnetz sein, der am weitesten von einer öffentlichen Straße entfernt ist. Der Halt hat einen verkürzten Bahnsteig, so dass dort immer nur die ersten drei Wagen eines Zuges zum Stehen kommen.
Der Bahnhof Pickering ist der historisch erste und derzeit auch wieder genutzte Endpunkt der Strecke. Das Empfangsgebäude, 1845 durch den Architekten George Townsend Andrews errichtet, wurde weitestgehend in seinen Zustand im Jahr 1937 zurück restauriert. Der Bahnhof beherbergt die Werkstätte für die Restaurierung und den Unterhalt der Eisenbahnwagen. Dort befindet sich eine Drehscheibe, die ursprünglich in York ihren Dienst tat, wo sich heute das National Railway Museum befindet.
Auch die Baufahrzeuge zum Streckenunterhalt sind hier in einem Depot abgestellt. Pickering wartet neben dem liebevoll gepflegten Bahnhof mit einer Burg und der schönen Pfarrkirche St. Peter and St. Paul auf. Besonders empfehlenswert ist ein Abstecher in das 3 km östlich gelegene Bilderbuchdorf Thornton-le-Dale. Die englische Bezeichnung dafür ist ›chocolade box village‹. Dieses ›Pralinenkasten-Dorf‹ bietet daher für die zahlreichen Besucher entsprechende Fotomotive.
Zwar ist Pickerung ein angenehmer Aufenthaltsort, aber wer Abgeschiedenheit sucht, sollte besser eine Unterkunft außerhalb der Stadt wählen. Ein sehr beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen ist Goathland, die zweitletzte Station am nördlichen Ende der North Yorkshire Moores Railway. Etwas außerhalb des Dorfzentrums an der Straße nach Pickering liegt die Kirche, und in ihrer direkten Nachbarschaft ein Pub sowie ein kleines Gasthaus. Der Bahnhof befindet sich am anderen Ende des Dorfes an der Straße nach Whitby. Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Goathland stammt aus dem Jahr 1865 und ist seit dem fast unverändert geblieben.
Der Bahnhof Goathland wurde in etwa in den Zustand versetzt, wie er nach dem Ersten Weltkrieg um 1922 ausgesehen hat, als die Strecke von der North Eastern Railway (NER) betrieben wurde. Das betrifft vor allem die ›Dekoration‹ im Bereich der Bahnsteige, wo zahlreiche Gegenstände aus dieser Zeit aufgestellt sind. Im Vereinigten Königreich bekannt ist Goathland, da in dem Dorf seit mehreren Jahren die erfolgreiche Fernsehserie Heartbeat spielt, international, da der Bahnhof Goathland als Hogsmeade Station in den Harry-Potter-Filmen vorkommt.
Nationalpark, Heartbeat und Harry Potter zusammen sorgen für etwa 1,2 Millionen Besucher im Jahr. Anders als die meisten Dörfer der North York Moors liegt Goathland übrigens nicht in einem schmalen Talkessel, sondern breitet sich über eine relativ weite Ebene aus. Im Dorfzentrum befindet sich eine Post, ein Souvenirladen, mehrere Tea Rooms sowie ein Laden, der sich besonders auf Outdoor-Urlaub spezialisiert hat
