Marienstatt

Zisterzienserabtei Marienstatt

Historische Nisterbrücke zur Abtei Marienstatt

Etwa drei Kilometer südlich von Hachenburg liegt malerisch in einer Talsenke an der Nister das Zisterzienserkloster Abtei Marienstatt. Es gilt als beliebte Pilgerstätte für  Tagestouristen und ist ein Anlaufpunkt für alle, die Ruhe und Einkehr suchen. Die rund 800 Jahre alte Basilika fügt sich harmonisch in die Landschaft ein. Vom Parkplatz (50°41.1124 Nord, 007°47.9425 Ost) aus laden Wanderwege ein, die umliegende Kroppacher Schweiz mit ihrer erlebenswerten Natur zu erkunden. Nach einem solchen appettitanregenden Spaziergang bietet das  Marienstätter Brauhaus vielseitige Möglichkeiten der Stärkung. Die Abtei Marienstatt ist grundsätzlich für Besichtigungen geöffnet. Gruppenbesichtigungen und Führungen sind jedoch nur nach Voranmeldungen möglich.

Blick auf die Abteikirche MarienstattMarienstatt steht über Heisterbach im Siebengebirge, Himmerod in der Eifel und Clairvaux in unmittelbarer Nachfolge Cîteauxs und blickt auf eine inzwischen fast 800jährige, bewegte und wechselvolle Geschichte zurück. 1212 ermöglichten der Kölner Burggraf Eberhard von Arenberg und seine Ehefrau Adelheid die Gründung eines Klosters in der Nähe von Kirburg, die 1215 von Erzbischof Dietrich II. von Trier bestätigt wurde. Strittige Besitzverhältnisse und wirtschaftliche Erwägungen machten schon bald einen Ortswechsel notwendig.

Heiligenfigur vor der Abteikirche Marienstatt1227 übersiedelten die Mönche endgültig an den heutigen Standort, der ihnen wenige Jahre zuvor von Graf Heinrich III. von Sayn überlassen worden war und den Namen Marienstatt erhielt, weil er ihrem Abt durch eine Marienerscheinung angewiesen worden sein soll – soweit jedenfalls eine spätere Überlieferung. Die Abtei wurde schon bald zum Wallfahrtsort und zu einer Grablege für Angehörige des regionalen Adels und gelangte so zu einer religiösen und wirtschaftlichen Blüte, die nicht zuletzt in einer regen Bautätigkeit zum Ausdruck kam und erst im ausgehenden Mittelalter und in den Wirren der Reformation ein vorläufiges Ende fand. Nach Besetzung und Plünderung durch die Schweden (1633) war die Existenz des Klosters zwischenzeitlich ernsthaft bedroht. Mit Kriegsende besserten sich die Verhältnisse, Marienstatt erlebte einen neuen Aufschwung, der unter anderem umfangreiche barocke Umbaumaßnahmen ermöglichte.

Hauptportal der Abtei MarienstattEnde des 18. Jahrhunderts brachen erneut Kriegswirren über Marienstatt herein, zu deren politischen Folgen schließlich auch die Aufhebung der Abtei gehören sollte. 1802 fiel sie an die Grafen von Nassau-Weilburg, 1803 mussten die Mönche ihr Kloster verlassen, das nun einer zivilen Nutzung zugeführt wurde und mit Ausnahme der 1831 zur Pfarrkirche umgewidmeten Klosterkirche im 19. Jahrhundert zusehends verfiel. 1864 erwarb das Bistum Limburg die ehemaligen Abteigebäude, 1888 gingen sie an Angehörige der Abtei Wettingen-Mehrerau am Bodensee, die nach Marienstatt übersiedelten und seine zisterziensische Tradition neu begründeten.

Innenansicht der Klosterkirche MarienstattDie Abteikirche Unserer Lieben Frau von Marienstatt gilt als erste gotische Kirche östlich des Rheins. Bereits 1222 begonnen, bauten die Mönche  über 200 Jahre an ihrer Kirche, bis sie 1425 vollendet war. Die Kirche hat ein dreischiffiges, siebenjochiges Langhaus an das sich ein Querhaus und ein runder Chor mit Chorumgang  anschließt. Getreu der zisterziensischen Idee ist sie sehr schlicht gehalten, hat nur einen Dachreiter anstatt Türme und ist außen nicht farbig gestaltet.  Das um 1290 geschaffene Chorgestühl ist eines der ältesten noch genutzten Chorgestühle Deutschlands.  Besonders sticht der Hochaltar der Basilika mit dem Ursulaschrein hervor. Der Altaraufsatz, in dessen unterem Bereich in aufgeklapptem Zustand Schädelreliquien und zwölf  Reliquienbüsten der Heiligen Ursula von Köln und ihrer Gefährtinnen zu sehen sind, gehört mit dem Oberweseler Goldaltar und dem Klarenaltar im Kölner Dom zu den bedeutendsten  mittelalterlichen Flügelaltären des Rheinlands.  Die 1947 an das südliche Seitenschiff der Kirche angebaute Gnadenkapelle beherbergt das Gnadenbild von Marienstatt. Die im frühen 15. Jahrhundert entstandene Darstellung der  „schmerzhaften Muttergottes“ stammt aus dem Donau-Alpenraum; sie wird nachweislich seit 1425 in Marienstatt verehrt.

Bronzeskulptur im KlosterladenIn der Buch- und Kunsthandlung mit ihren großen und hellen Ausstellungs- und Verkaufsräumen finden die Besucher ein großes Warenangebot. Ein besonderer Akzent liegt darin auf den eigenen Marienstatter  Produkten, die am Ort selbst hergestellt werden: Marmeladen, Gewürze, Brände und Liköre sowie das Marienstatter Klosterbräu, dazu Marienstatter Kerzen. Außerdem erwartet den Besucher ein großes und sorgfältig ausgewähltes Buchsortiment sowie eine große Auswahl an Gruß- und Glückwunschkarten, CDs, sakralen Kunstgegenständen und Krippen.

Die Nister

Die Nister unterhalb der Abtei MarienstattDie Nister, auch Große Nister genannt, ist ein knapp 64 km langer, südlicher Zufluss der Sieg. Sie entspringt im Hohen Westerwald am Westfuß der Fuchskaute, dem höchsten Berg des Westerwalds. Ihre Quelle befindet sich bei der kleinen Ortschaft Willingen. Die Nister fließt in überwiegend nordwestlicher Richtung durch den Westerwald, passiert dabei südlich Bad Marienberg und nördlich Hachenburg sowie die Abtei Marienstatt. Zwischen Etzbach und Wissen-Nisterbrück mündet die Nister in die Sieg. Das Tal der Nister prägt wesentlich das Naherholungsgebiet Kroppacher Schweiz.

Über Dieter

Nach fast 50 Jahren Berufstätigkeit seit dem 1.10.2012 im Ruhestand. Meine freie Zeit verbringe ich mit Fotografieren, ehrenamtlicher Web-Administration, Desktop Publishing, Digitalisierung von Fonts, Digitalisierung von Hörspielen usw. Daneben interessiere ich mich für Theater und für Kunstgeschichte sowie Geschichte allgemein.
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