Wartburg

Die Wartburg im Thüringer Wald

Die Wartburg bei Eisenach

Eingang zur Wartburg bei EisenachDie heutige Wartburg ist größtenteils im 19. Jahrhundert unter Einbeziehung weniger erhaltener Teile neu gebaut worden. Das heutige Erscheinungsbild der Wartburg und ihres Landschaftsparks geht auf den Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach zurück. Wie kaum eine andere Burg Deutschlands ist die Wartburg mit der Geschichte Deutschlands verbunden. 1211 bis 1227 lebte die später heilig gesprochene Elisabeth von Thüringen auf der Burg. 1521/22 hielt sich der Reformator Innenhof der WartburgMartin Luther als „Junker Jörg“ hier versteckt und übersetzte während dieser Zeit das Neue Testament der Bibel in nur elf Wochen ins Deutsche. Am 18. Oktober 1817 fand auf der Burg mit dem ersten Wartburgfest das Burschenschaftstreffen der deutschen Studenten statt. Das zweite Wartburgfest wurde im Revolutionsjahr 1848 veranstaltet. So ist es nicht verwunderlich, dass die Burg bereits im 19. Jahrhundert als nationales Denkmal galt.

Ludwig der Springer

Grabplatte Ludwig des Springers auf der WartburgDie Wartburg ist die bekannteste Burg des Adelsgeschlechtes der Ludowinger. Deren Ahnherr Ludwig der Bärtige († 1080), der Vater Ludwig des Springers, stammte aus der Familie der Grafen von Rieneck aus Unterfranken, die die Burggrafen des Erzbischofs von Mainz stellten. Ludwig der Springer verlegte den Stammsitz seines Hauses auf die Wartburg. Der Sage nach soll Ludwig der Springer mit den Worten „Wart! Berg, du sollst mir eine Burg werden!“ die Gründung der Wartburg verkündet haben. Der Plan hatte den Haken, dass ihm der Berg nicht gehörte. Er hätte ihn mit seinen nur zwölf Rittern auch nicht erobern können. So kam er auf die Idee, von seinen eigenen Grundstücken große Mengen von Erde herbeizuschaffen und nun eine Klage abzuwarten. Vor Gericht sagten die Ritter für ihn aus, rammten ihre Schwerter in den Boden und beschworen, dass diese vollends in Ludwigs Erde steckten. Der Trick hatte Erfolg, der Bau der Wartburg konnte beginnen. Später musste der an einem Aufstand gegen Kaiser Heinrich V. beteiligte Ludwig der Springer, um seine Freiheit wiederzuerlangen, die Wartburg an den Kaiser herausgeben. Damit ist die Wichtigkeit der Burganlage schon in dieser frühen Zeit dokumentiert.

Burggrafen der Wartburg

Kanone auf der WartburgDie stetige Ausdehnung des Herrschaftsgebietes der Ludowinger über räumlich oft weit entfernte Teile der heutigen Bundesländer Thüringen und Hessen führte zu einer häufigen Abwesenheit der regierenden Landgrafen von den jeweiligen Burgen mit Residenzfunktion. Dies betraf auch die etwa im Zentrum der Landgrafschaft gelegene Wartburg. Es bestand daher die Notwendigkeit, alle Aufgaben zur Verwaltung der Burg, insbesondere auch die ständige Sicherung und wehrtechnische Verbesserung der Festungsanlage in die Hände eines Bevollmächtigten und Stellvertreters zu geben, dieser hatte das Amt eines Burggrafen inne.

Sängerkrieg auf der Wartburg

Der Sängersaal auf der WartburgUnter Hermann I. (1190–1216) erlebte die Wartburg ihre Blütezeit. Als ein vermögender Förderer der Kunst und Kultur machte er die Burg zu einem Anziehungspunkt für Künstler und zur Hauptstätte der deutschen Dichtung, vor diesem realen Hintergrund wird sie zum angeblichen Schauplatz des sagenhaften Sängerkrieges. Doch die so lebhaft und dramatisch geschilderte Begebenheit ist eine Fiktion. Thüringische Geschichtsschreiber wie Dietrich von Apolda (nach 1298) und der Eisenacher Rechtsgelehrte und Chronist Johannes Rothe (15. Jh.) ersannen aus der ihnen noch reichlich zugänglichen Literatur ein historisches Ereignis. Mit präziser Sachkenntnis konnte Rothe dieses Ereignis sogar in die von ihm verfasste oder ergänzte thüringische Chronik „einbauen“.

Das Landgrafenzimmer auf der WartburgAus dem Sängersaal führt die mit 13 romantischen Darstellungen von Moritz von Schwind  von 1855 geschmückte Elisabethgalerie (Bilder der Werke der Barmherzigkeit der Heiligen Elisabeth mit den märchenhaften Heiligenlegenden und Wunder) in die Kapelle. Diese wurde nach dem Brand der mittelalterlichen Burgkapelle im 13. Jahrhundert vom Sängersaal abgetrennt. Die dritte Etage nimmt der 40 m lange Rittersaal ein, der auf den ursprünglichen Baukörper aufgesetzt wurde, nachdem die Wartburg Residenz der Ludowinger geworden war.

Die Heilige Elisabeth von Thüringen

Landgräfin Elisabeth von ThüringenBis 1228 lebte die ungarische Königstochter Elisabeth als Frau des Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen auf der Wartburg. Sie konnte es nicht ertragen, auf der Wartburg in Saus und Braus zu leben, während im Land ringsum sehr viele Menschen Hunger leiden mussten. Darum stieg sie täglich von Wartburg hinab zu den Scharen der Bettler und teilte mit milder Hand aus, was sie zum Leben brauchten. Der Ruf ihrer Barmherzigkeit und Milde verbreitete sich im ganzen Land. Landgraf Ludwig ließ seine Frau zunächst gewähren. Doch sah er es nicht gerne, dass Elisabeth in eigener Person zu armen und verkommenen Leuten ging und sogar die Berührung mit Kranken nicht scheute. Als er sie wieder einmal mit ihrem Gabenkorb auf dem Weg von der Burg traf, hielt er sein Pferd an und fragte sie: „Was tragt Ihr da in Eurem Korbe?“ Elisabeth wollte ihren Gemahl nicht betrüben und doch auch ihre Christenpflicht nicht versäumen. In ihrer Not stammelte sie verwirrt: „Es sind Rosen, Herr …“ Da riss der Landgraf zornig die Decke vom Korb. Sein Grimm verwandelte sich in Staunen und Bestürzung. Der Korb der Landgräfin Elisabeth war voller Rosen. Von diesem Tag an ließ Landgraf Ludwig seine Frau schalten und walten, wie ihr liebendes Herz ihr eingab.  Als ihr Gemahl bei einem Kreuzzug ums Leben kam, widmete sich Elisabeth ganz einem Leben in Armut und im Dienst an den Armen und Kranken.

Luther als Junker Jörg auf der Wartburg

Die Lutherstube auf der WartburgAm 4. Mai 1521 läßt Kurfürst Friedrich der Weise Luther auf die Wartburg bei Eisenach bringen. Der mächtige Kurfürst hofft, dadurch Luther kurzzeitig aus dem Rampenlicht zu nehmen und die ständigen Angriffe auf die reformatorische Bewegung etwas abzuschwächen. Luther lebt nun incognito auf der Wartburg: er nennt sich Junker Jörg und „pflegt Haupthaar und Bart“. Luther jedoch leidet unter der Verbannung: „im Reich der Vögel“, wie er sagt, hat er an allerlei körperlichen Gebrechen zu leiden. Auch die vielen teils von ihm selbst, teils durch andere berichteten Kämpfe mit dem Satan, wie der sprichwörtliche Wurf mit dem Tintenfaß, mögen ihm in dieser Zeit arg zu schaffen gemacht haben. So widmet sich Luther einer neuen Aufgabe: er übersetzt in nur elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Das später noch von  Melanchthon und anderen Spezialisten bearbeitete Werk erscheint 1522 im Druck. Dieses sogenannte „Septembertestament“ findet in den evangelischen Gebieten einen reißenden Absatz und  wird dort zum Volksbuch, somit stellt es einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung einer einheitlichen deutschen Schriftsprache dar.

Über Dieter

Nach fast 50 Jahren Berufstätigkeit seit dem 1.10.2012 im Ruhestand. Meine freie Zeit verbringe ich mit Fotografieren, ehrenamtlicher Web-Administration, Desktop Publishing, Digitalisierung von Fonts, Digitalisierung von Hörspielen usw. Daneben interessiere ich mich für Theater und für Kunstgeschichte sowie Geschichte allgemein.
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