Vom Bibertal zum Schloss Körtlinghausen
Anfahrt mit dem Pkw zum Wanderparkplatz Bibertal (Navi-Eingabe N51°28’31″ E8°27’18″). Direkt an der Wanderroute gibt es keine Einkehrmöglichkeit. Selbst in Kallenhardt sucht man vergeblich nach einer Raststation. Folglich ist es ratsam, eine Brotzeit und Getränke mitzunehmen.
Tourbeschreibung
Die 12,1 km lange Rundwanderung beginnt am Wanderparkplatz im Bibertal und verläuft im Uhrzeigersinn. Gewandert wird ausschließlich auf befestigten, teilweise asphaltierten Wirtschaftswegen. Trotzdem ist gutes Schuhwerk vorteilhaft, da einige recht moderate Steigungs- sowie Gefällstrecken zu bewältigen sind. Zunächst geht es auf dem asphaltierten Weg ins Bibertal, dann rechts abbiegen und den Weg langsam steigend hinauf. Über einen schmalen Bergrücken hinweg führt die Route überwiegend durch ein Waldgebiet. Bald erscheint auf einer Bergkuppe der Rüthener Ortsteil Kallenhardt mit seiner Kirche St. Clemens in der Ortsmitte. Alte Fachwerkhäuser sind hier zu bestaunen. Von Kallenhardt gehen wir die Körtlinghauser Straße zum Wasserschloss Körtlinghausen. Diese beeindruckende Schloss-Anlage liegt in einem Talkessel. Nun geht es wieder bergauf auf einen Panoramaweg mit großartiger Aussicht auf das Sauerland und den Ort Kallenhardt. Nach Überquerung der L776 an der Bushaltestelle Eulenspiegel und einem Wanderparkplatz erreicht man den Biberpfad, der zurück zum Ausgangspunkt führt. Bei der Ausfahrt aus dem Bibertal liegt noch das Café Bibertal; dort kann man die Tour, wenn man möchte, bei Kaffee und Kuchen ausklingen lassen.
Bibertal
Einer der reizvollsten Bereiche in Rüthen ist das südlich der Kernstadt gelegene Bibertal. Eine intakte Landschaftsidylle, in der der Besucher Ruhe und Erholung findet. So kann er hier im nördlichen Teil des Naturparks „Arnsberger Wald“ unverfälschte Natur erleben und die Seele baumeln lassen. Inmitten des beidseitig bewaldeten Tales schlängelt sich der Bachlauf der Biber der Möhne entgegen. Auf dem angestauten Bibersee kann der Besucher die verschiedensten Wasservögel wie Stockenten, Haubentaucher und Kanadagänse beobachten. In Ufernähe befinden sich mehrere Rastplätze. In einem Wassertretbecken kann auf Kneipp’sche Art etwas für die Gesundheit getan werden. Familien mit Kindern steht ein großer Spielplatz mit Seilbahn, Klettergerüsten, Rutsche, Drehkarussell u. v. m. zur Verfügung. Im Bibertal ist der Startpunkt für viele gut gekennzeichnete Wanderwege in den Naturpark „Arnsberger Wald“. Eine Attraktion im Bibertal ist der 2008 eröffnete Biberpfad. Als Teil der Sauerland-Waldroute bietet er auf einer Gesamtlänge von 2,3 km dem Besucher eine neue Art der Information, um den Geheimnissen des Waldes auf die Spur zu kommen. Eingebettet in die wunderschöne Landschaft entführen 17 unterschiedliche Stationen den Interessierten in die Wunderwelt des Waldes. Aktiv durch riechen, fühlen, hören und sehen kann dieser den Wald im wahrsten Sinne des Wortes begreifen. Ob ein Fünf-Sterne-Insektenhotel, ein Sinnespfad, Waldxylophon oder der Gang ins Ungewisse, der Pfad ist für jedes Alter, vom Kindergarten bis zum Senioren, konzipiert. Einmalig in dieser Konstruktion und Bauart ist die riesige Sitzspinne, die sowohl außerschulischen Unterricht zum Erlebnis werden läßt oder auch nur zum Verweilen einlädt.
Rotes Höhenvieh im Bibertal
Seit ältester Zeit muss man den mitteldeutschen Raum als Verbreitungsgebiet eines einfarbig roten Rindes ansehen. Der Volksstamm der Kelten domestizierte ab dem 5. Jahrhundert v. Ch. dieses Rind bei seiner Verbreitung in Europa. Folglich findet man es in älterer Literatur auch unter der Bezeichnung Keltenvieh. Das Rote Höhenvieh ist ein leichtes, genügsames Rind. Es kommt mit dem schwierigen Gelände und dem rauhen Klima im Mittelgebirge gut zurecht. Regionale Rassen wie das Rote Höhenvieh sind an ihren Landschaftsraum angepasst. Landschaft und Weidevieh haben sich über lange Zeiträume in wechselseitiger Abhängigkeit entwickelt. Als klassisches Dreinutzungsrind wurde das Rote Höhenvieh als Milch- und Fleischliferant gehalten und auch auf Grund der enormen Zugkraft vor Pflug, Wagen und sogar zum Holzrücken eingesetzt. Seit den 1930er Jahren wurde das vielseitige Rind wie viele alte Haustierrassen von spezialisierten Hochleistungszüchtungen verdrängt und steht heute auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Rassen.
Rennweg
Der Rennweg ist ein alter Handelsweg, der über den Höhenzug südlich der Möhne im Arnsberger Wald verläuft. Über die Trasse führt heute eine gleichnamige Hauptwanderstrecke (X26) des Sauerländischen Gebirgsvereins. Der Anfang des Rennweges liegt westlich vom Torhaus am Ufer des Möhnesees. Von diesem Punkt aus kann der Wanderer längs des leicht ansteigenden Höhenzugs durch den Arnsberger Wald bis nach Hirschberg, einem Ortsteil von Warstein, wandern. Der Rennweg verläuft südlich parallel zum Haarstrang, der im Raum Soest die Grenze der norddeutschen Tiefebene zu den Mittelgebirgen bildet. Nördlich der Möhne auf dem Haarstrang liegt der alte Handelsweg Haarweg und südlich des Rennwegs zwischen Hirschberg, Warstein und dem Ruhrtal liegt auf der Kammlinie der höher gelegene Plackweg.
Kallenhardt
Auf einem Kegelberg, der steil zur Glenne abfällt, thront Kallenhardt, das auf eine 925jährige Geschichte zurückblicken kann. Seine Geschichte ist eng verbunden mit seiner für militärische Aufgaben günstigen Lage auf einer schwer zugänglichen Bergeshöhe. Mittelpunkt der vorstädtischen Besiedlung der Kallenhardter Feldflur war Ostervelde, dessen Gotteshaus urkundlich zum ersten Male im Jahre 1072 genannt wird. Als Westfalen im Jahre 1180 dem Erzbischof von Köln zufiel, suchten in der Folgezeit die neuen Landesherren das erworbene Gebiet an den Grenzen gegen die Nachbarn zu sichern. Diesem Bestreben verdankt Kallenhardt seine Stadtwerdung. Ausgangspunkt der Stadt wurde die erzbischöfliche Burg an der nördlichen Grenze an einem steilen Abhang. Die Erinnerung daran hält die Burgtorstraße noch heute fest. Der feste Platz wird in einer Urkunde zum erstem Male 1254 erwähnt. Eine Ringmauer umschloss die sich eng aneinander schmiegenden Wohnhäuser. Drei Tore durchbrachen den Mauerring. Schon bald nach der Erhebung zur Stadt (1276) wird als äußeres Kennzeichen der Selbstverwaltung das Rathaus gebaut. Es ist neben dem Turm der Kirche das älteste Gebäude, denn sein Unterbau mit dem dicken Mauerwerk hat allen Stürmen und Bränden Trotz geboten. Von Kriegsnöten blieb die Stadt auf dem Berge nämlich nicht verschont. So wurde Kallenhardt mit dem Rittersitz Körtlinghausen im Jahre 1447 während der Soester Fehde völlig ausgeplündert und bis auf den Grund niedergebrannt. Etwa um 1300 hat man innerhalb der Ringmauern eine dem Papst Clemens geweihte Kirche errichtet an der Stelle, wo noch heute der wehrhafte Turm die Bergeshöhe krönt. Das jetzige Kirchenschiff stammt aus dem Jahre 1722. In dem von der Stadtmauer begrenzten Raum lebten im 16. Jahrhundert etwa 500 Einwohner. Die enge Bauweise erhöhte die Feuersgefahr außerordentlich, und nicht selten wurden ganze Straßenzüge in Asche gelegt. Im Jahre 1791 sank das alte Kallenhardt durch ein verheerendes Feuer in Trümmer. Viele Bürger entschlossen sich, die Enge der Ringmauer zu verlassen und sich außerhalb anzusiedeln. Kurze Zeit nach dem Brand wurde auch die alte Stadtbefestigung geschleift. Als das Herzogtum Westfalen vorübergehend zum Großherzogtum Hessen gehörte, bedeutete das für Kallenhardt den Verlust seiner halbtausendjährigen städtischen Freiheit.
Kalvarienberg
Der Kalvarienberg war ehedem Standort eines historischen Kreuzweges der Pfarrei St. Clemens Kallenhardt, der bereits in einer alten Karte von 1750 als „Siebenfußfallberg“ bezeichnet ist, was eindeutig auf die alte Form der sieben Stationen hinweist. Die Bildstöcke des heutigen Kalvarienbergs fertigte der Briloner Steinmetzmeister Hilkenbach 1877 – 1889 aus Rüthener Grünsandstein. Die einzelnen Heiligenhäuschen wurden durch Spenden und Kollekten Kallenhardter Einwohner finanziert. Im unmittelbaren Bereich des Berges befinden sich Hügelgräber aus der frühen Bronzezeit (ca. 2200 – 1700 v. Chr.) und eine kleine Wallburg der vorrömischen Eisenzeit (ca. 800 v. Chr.).
Siechenkapelle
Die Siechenkapelle fand ihre erste Erwähnung im Jahre 1563 als „Seekenhaus Hüsken“. Siechtum (mittelhochdeutsch siechtoum) bezeichnet einen Zustand zunehmender Entkräftung durch einen schwerwiegenden Krankheitsprozess. Historisch wurde der Begriff auch zur Bezeichnung der Ansteckungsgefahr durch Aussatz (Lepra) verwendet. Durch die drangvolle Enge und katastrophalen hygienischen Verhältnisse in der Stadt breiteten sich die ansteckenden Massenerkrankungen des Mittelalters, Pest und Cholera, ungehindert aus. Die Kranken wurden der Stadt verwiesen und erhielten an einer einsamen Stelle leichte Hütten als Behausung. Da der Besuch der Pfarrkirche, bedingt durch die Krankeit und die Gefahr vor Ansteckung nicht mehr möglich war, erbaute man die Kapelle. Sie ist eine historische Station der Kallenhardter Pfingstprozession und gleichzeitig Beginn des Kreuzweges auf den Kalvarienberg.
Höhle im Kattenstein
Die Höhle im Kattenstein gehört mit über 200 Metern Ganglänge zu den bedeutensten und schönsten Naturhöhlen des nördlichen Sauerlandes. Sie besitzt einen Eingang, wobei die Höhlenräume unterhalb dies Eingangs liegen („Eiskellertyp“). Es kommt daher im Winter häufig zu einer starken Nebelbildung am Eingang; eine physikalische Erscheinung, die in keiner anderen Sauerland-Höhle so eindrucksvoll zu beobachten ist. Nebel bildet sich, wenn die wärmere und feuchte Luft aus der Höhle ausströmt und und der Wasserdampf draußen an der kaltem Luft kondensiert. Im Sommer weist sie niedrige Innentemperaturen auf, da die schwerere Kaltluft in den tieferen Bereichen der Höhle nahezu ohne Austausch bleibt. Sie bietet Lebensraum für auf Höhlen spezialisierte Flohkrebse, Asseln, Mücken und Milben und steht seit 2004 unter Naturschutz. Zahlreiche Fledermäuse nutzen die touristisch nicht erschlossene Höhle als Winterquartier. Der Eingang wurde jahrzehntelang als Schuttabladeplatz benutzt, wurde aber zwischenzeitig wieder in einen naturnahen Zustand überführt. Der Höhleneingang wurde mit einem Gitter versehen, um den Fledermäusen den ungehinderten Ein- und Ausflug zu ermöglichen und die Hallen und Gänge vor Verschmutzungen, Trittbelastungen und Vandalismus zu schützen.
Historisches Rathaus
Mit der Stadtgründung in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts und der Ausübung der neuen städtischen Verfassungsrechte mit Bürgermeister, Magistrat und Richter wurde das massive Rathaus gebaut. Unmittelbar neben dem Rathaus ragte der Pranger empor, auch Schandpfahl oder Kak genannt. Verurteilte Übeltäter wurden dort vom Richter zur Schau gestelt. Als eines der ältesten erhaltenen Rathäuser in Westfalen hat das massive Gebäude die Jahrhunderte überlebt. Kallenhardt wurde wechselseitig von jeweils 2 Bürgermeistern verwaltet. Im Rathaus fanden die Magistratssitzungen statt, tagte das Gericht, wurden repräsentative Amtshandlungen feierlich begangen. Die schauerliche Zeit der Hexenverfolgung im 16. und 17. Jahrhundert, in der auch in Kallenhardt 28 Frauen und Männer durch den Wahnsinn ihrer Verfolger einen grausamen Tod fanden, findet in den erschütternden Protokollen dieser Jahre ihren Niederschlag. Zahlreiche geschichtliche Spuren enthält das Ortsarchiv, das man in der Stadt Rüthen findet. Der massiven Bauweise des Rathauses und des Trisöreken, einer aus dem 13. Jahrhundert stammenden schweren, eichenen Einbaumtruhe, ist es zu verdanken, dass auch verheerende Stadtbrände den Urkunden wenig anhaben konnten. Im 19. Jahrhundert wurde im Rathaus vorübergehend unterrichtet, der Lehrer wohnte im Obergeschoss.
Pfarrkirche St. Clemens
Der schlichte, verputzte Saalbau des gotisierenden Barocks wurde 1722 errichtet. Das auf der Spitze eines Bergkegels stehende Gebäude schließt mit einem eingezogenen dreiseitig geschlossenen Chor. Der Westturm des 13. Jahrhunderts ist mit einem Knickhelm bekrönt. In die Südseite des Turms ist ein spitzbogiges, gestuftes Portal mit Maßwerkresten eingelassen. Das Nordportal wurde zugemauert. Der barocke Saal ist durch hohe, rundbogige Fenster gegliedert. Über dem reich dekorierten Segmentbogenportal an der Südseite ist eine Bauinschrift zu lesen. Im Innenraum sind Sterngewölbe über gestuften Wandpfeilern eingezogen. Das Erdgeschoss des Turmes ist kreuzgratgewölbt und spitzbogig zum Langhaus geöffnet Der Westturm mit einer mächtigen Stützmauer an der Westseite wurde 1792 wiederhergestellt.
Kallenhardter Burg
Am höchsten Punkt der „kahlen Hardt“, wo im Westen der Berg steil abfällt, wurde 1216-1225 die Burg zur Sicherung der Grenzen des Kölner Territoriums von Bischof Engelbert errichtet. Schon 1254 wurde die Burg durch Bischof Simon von Paderborn zerstört, bei Gefahr bot der heutige Kirchturm die letzte Zuflucht. Mit dem Wiederaufbau der Burg erfolgte gleichzeitig die Errichtung der Stadtmauer. Seitdem diente Kallenhardt als Grenzstadt für das kurkölnische Sauerland.
Wasserschloss Körtlinghausen
Schloss Körtlinghausen verdankt seine Entstehung, wie so manche Landschlösser in Westfalen, einer Blütezeit der Adelsarchitektur in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Familie des Bauherrn Franz Otto Freiherr von und zu Weichs, die ursprünglich aus Bayern stammte, hatte das Anwesen 1645 in Besitz genommen und verfügte damit zunächst über eine alte, 1398 erstmals erwähnte Burganlage. Franz Otto von und zu Weichs begann um 1714 nach Plänen des Hildesheimer Baumeisters Justus von Wehmer das Schloss Körtlinghausen zu errichten. Sein Sohn Friedrich Ernst verhalf der höfischen Jagd im Sauerland zu ihrer Glanzzeit. Beide dienten dem Hause Wittelsbach, dem Kurfürsten Clemens August, indem sie die erforderlichen Vorkehrungen für die kurfürstlichen Jagden trafen. Mit dem Besitz von Körtlinghausen gehörte die Familie von Weichs nun zur westfälischen Ritterschaft, die einen wesentlichen Teil der politischen Macht in Westfalen innehatte. Als Kaspar Joseph von Weichs von den Erbtöchtern Clemens Augusts das Gut Körtlinghausen erwarb, gelangte der Besitz an die Freiherren von Fürstenberg, in dessen Besitz das Gut heute noch ist. Heute ist das Schloss einer zeitgemäßen Nutzung zugeführt worden.
Wegpunkte Rundwanderung Kallenhardt
WP1 N51°27.1865 E008°25.4825, Siechenkapelle
WP2 N51°27.7885 E008°24.6504, Pfarrkirche St. Clemens
WP3 N51°28.0863 E008°25.9250, Schloss Körtlinghausen
WP4 N51°29.4937 E008°25.4207, Bushaltestelle Eulenspiegel
WP5 N51°28.9253 E008°26.8945, Wanderparkplatz Bibertal
Etappenroute (gpx)