Mit der Kamera unterwegs auf dem Bergischen Streifzug 6
Anfahrt mit dem Pkw zum Wanderparkplatz Am Rösberg, 51519 Odenthal (Navi-Eingabe N51°3’13″ E7°7’45″).
Tourbeschreibung
Um die Mitte des 11. Jahrhunderts errichtete eine lokale Adelsfamilie auf einem Felssporn im Tal der Dhünn eine Burg, deren Lage und Bauart so imposant war, dass man sie Burg Berge nannte. Bald gab sich die Familie selbst den Beinamen „von Berg“ und als sie immer weitere Teile des Landes zwischen Rhein und Sauerland, Wupper und Sieg kontrollierte, setzte sich auch für diese Region der Name „Bergisches Land“ durch. Auf die Spuren der späteren Grafen von Berg führt dieser 11,4 Kilometer lange Rundweg ebenso wie zu den berühmten Spuren, die Zisterziensermönche im Dhünntal hinterlassen haben. Denn als die Grafen von Berg 1133 in eine neue Burg an der Wupper (heute: Schloss Burg) übersiedelten, stellten sie ihre alte Burg Berge (Altenberg) für die Gründung eines Klosters zur Verfügung. Die Mönche errichteten im Dhünntal bald eine neue Klosteranlage, deren zweite, gotische Kirche auch lange nach Auflösung der Abtei Anfang des 19. Jahrhunderts unter dem Namen Altenberger Dom weltbekannt ist. Auf dem Weg begibt sich der Wanderer auf eine Zeitreise. Er erfährt, wie die Mönche den Dom gebaut haben, warum die Menschen des frühen Mittelalters die Grenzen ihrer Besitzungen befestigen mussten oder entdeckt die Überreste einer alten Fliehburg. Eine aufwendige Rekonstruktion der Burg Berge lässt erahnen, warum diese Anlage für die Zeitgenossen so beeindruckend war.
Altenberger Dom
Inmitten von Wäldern und Wiesen gelegen, ragt der mächtige Altenberger Dom unvermittelt aus dem Tal der Dhünn auf, kaum ein Besucher würde hier ein solches Zeugnis mittelalterlicher Baukunst erwarten. Aber solch abgeschiedene Flusstäler gehörten zu den bevorzugten Bauplätzen der Zisterziensermönche. 1133 kamen die Mönche auf Einladung der Grafen von Berg aus dem französischen Morimond nach Altenberg, um hier ein neues Kloster zu gründen. Zwischen 1259 und 1379 errichteten sie in Altenberg ihre Klosterkirche und schufen dabei eine der schönsten gotischen Kirchen Deutschlands. Über viele Jahrhunderte diente die Abteikirche als Grablege der Grafen von Berg. Im 19. Jahrhundert durch einen Brand schwer beschädigt, wurde die Kirchenruine zwischen 1836 und 1848 wieder errichtet. Der Preußische König hatte den Wiederaufbau finanziert. Er verfügte, dass die Kirche in Zukunft von beiden christlichen Konfessionen als Zentrum ihres Gemeindelebens zu nutzen sei. Das Innere des Doms ist, den Regeln der Zisterzienser entsprechend, äußerst schlicht gestaltet. Lediglich die Säulenkapitelle des Chorraums sind mit Blattornamenten verziert. Von besonderer kunsthistorischer Bedeutung ist die Madonna im Strahlenkranz und das Sakramentshaus. Die Fenster im Ostchor gehören zu den schönsten noch erhaltenen mittelalterlichen Grissaillefenstern in Deutschland. Nach der Ordensregel war es den Mönchen verboten farbiges Glas bei der Gestaltung ihrer Kirchenfenster zu verwenden. Das Farbverbot glichen die Mönche durch die Bemalung der Scheiben mit floralen Mustern aus. Dabei verwendeten sie lediglich Grau und Schwarz. Diese Technik nennt man Grisaille, was vom französischen gris = grau abstammt. Die leichten Farbreflexe rühren von den Verunreinigungen der bei der Glasherstellung verwendeten Quarzsande her. Enthielt der Sand beispielsweise Spuren von Kupfer, so wurde das Glas grünlich. Diesen Farbeffekt verstärkten die Mönche in dem sie die Scheiben verdoppelten. So erhielten sie zarte Farbvariationen in ihren Fenstern ohne gegen die Ordensregel zu verstoßen. Besondere Aufmerksamkeit verdient das große Westfenster: Es stellt das Himmlische Jerusalem dar und ist mit seinen 144 Quadratmetern das größte Kirchenfenster nördlich der Alpen. Auf den ersten Blick ist bereits ersichtlich, dass die Gestaltung des Fensters nicht den strengen Ordensregeln entspricht. Das Fenster ist in acht Bahnen gegliedert, die jeweils zwei Türme bilden. In jedem diese Türme befindet sich ein Baldachin, in den ein Heiliger eingestellt ist. Der kunsthistorische Wert des Westfensters wird mit dem Freskenzyklus der sixtinischen Kapelle in Rom gleichgesetzt.
Burg Berge
Odenthal ist die Wiege des Bergischen Landes! Hier stand einst eine Burg, die zur Namensgeberin für die gesamte Region werden sollte: Um das Jahr 1060 erbaute ein Deutzer Adelsgeschlecht auf einem Felsdorn am Ufer der Dhünn eine Wehranlage. Die Burg erhielt den Namen Berge und schon bald nannten sich die – inzwischen in den Grafenstand erhobenen – Bewohner die Grafen von Berg. So wurde aus dem Burgnamen ein Familienname und später bezeichnete man das gesamte Herrschaftsgebiet der Grafen als Bergisches Land. 1133 schenkten die Grafen von Berg die Burganlage dem Zisterzienserorden, um dort ein Kloster zu errichten. Die Mönche verlegten das Kloster schon bald nach ihrer Ankunft ins Tal. Stein um Stein rissen sie die Burg ab und verwendeten das gewonnene Material zum Bau des Altenberger Domes. Von der einstmals stolzen Burg blieb nur ein Plateau und der von Menschenhand aufgeschüttet Burghügel übrig.
Osenau
Alt-Osenau besteht aus einer kleinen Siedlung mit gut erhaltenen Fachwerkgebäuden einschließlich eines Backhauses (Backes) in der Nähe eines alten Gutshofes. Höchster Punkt ist mit 151 m ü. NN der Hahnenberg. Dieser soll laut mündlichen Überlieferungen früher ein Hexentanzplatz gewesen sein. Durch Osenau fließt ein Bach, der, obwohl offiziell nicht benannt, von den Einwohnern als Pissbach bezeichnet wird. Auf einer Anhöhe oberhalb der Dhünn steht das malerische Schloss Osenau. Umgeben von malerischen Bäumen und Obstplantagen übt es einen ganz besonderen Reiz aus. Ende des 19. Jahrhundert im romantischen Stil des Historismus erbaut, entspricht es dem Repräsentationsbedürfnis des wohlhabenden Bürgertums jener Zeit. Bauherr war der Fabrikant Otto Weiler, der den nahegelegenen Osenauer Hof samt seiner Ländereien 1893 von der alteingesessenen Familie Fritzen kaufte. Schloss Osenau ist in Privatbesitz und nicht zu besichtigen
Pfarrkirche St. Pankratius
Die Odenthaler Pfarrkirche St. Pankratius ist neben dem Altenberger Dom das zweite kunsthistorische Highlight von Odenthal. Die romanische Pfeilerbasilika stammt aus dem 11. Jahrhundert und ist damit eine der ältesten Kirchen des Bergischen Landes. Das Kircheninnere ist in drei Schiffe gegliedert. Die dunkle, hölzerne Kassettendecke bildet einen wunderschönen Kontrast zu den weiß gekalkten und mit zierlichen Blattornamenten bemalten Wänden. Im Eingangsbereich befindet sich der achteckige Granittaufstein aus dem 12. Jahrhundert. Der Turm beherbergt die älteste Glocke des Rheinlands aus dem Jahre 1050.
Hexenbrunnen
In der Mitte des Odenthaler Dorfplatzes steht der Hexenbrunnen: Ein überbrodelnder Kupferkessel, der von fünf finster dreinblickenden Fabelwesen getragen wird. Auf dem Rand des Kessels ist ein Reliefband angebracht, das die Stationen des Hexenprozesses von der Anklage bis zum Tod auf dem Scheiterhaufen bildlich darstellt. Der, vom Bergisch Gladbacher Künstler Walter Jansen geschaffene, Brunnen erinnert an ein schauriges Kapitel der Odenthaler Geschichte: In der Odenthaler Bevölkerung war der Hexenglauben weit verbreitet und so kam es, dass noch im 17. Jahrhundert mehrere Odenthaler Frauen der Hexerei angeklagt und hingerichtet wurden. Dieser Aberglaube hatte zur Folge, dass man Odenthal im Volksmund den Spitznamen Hexenohnder gab und noch heute ziert eine besenreitende Hexe die Spitze des Rathauses.
Steiner Mühle
Die Steiner Mühle wurde schon im Jahr 1269 erstmals urkundlich erwähnt. Die eigentliche Mühle wird heute als Wohnhaus genutzt. Die gsamte Ansiedlung am Mühlenweg in Odenthal-Stein gehörte zum historischen Mühlenumfeld und bildet ein Ensemble (Mühle, Müllerhaus, Gasthaus, Postwechselstation), welches heute noch anschaulich die Geschlossenheit der kleinen Ortslage vermittelt. Attraktion am Ort sind die hochwertigen Mühlenmodelle der verschiedensten Mühlentypen nach Originalvorbildern aus der Region. Der Modellbauer und Mühlenspezialist Günter Blömer hat hier zahlreiche Nachbauren in seiner Werkstatt hergestellt. Alle Modelle sind funktionstüchtig. Der kleine Ort am Jakobspilgerweg zwischen Altenberg und Odenthal zieht heute viele Besucher aus der Region an, die hier an anschaulichen Modellen Mühlentypen und -technik bestaunen.
Schloss Strauweiler
Das kleine Schloss Strauweiler liegt eingebettet in dichte Wälder am Fuße des Klauberges, etwa auf halber Strecke zwischen Odenthal und Altenberg. Bereits im 12. Jahrhundert taucht in den Urkunden das Rittergeschlecht der Edlen von Odenthal auf. Diese haben mit größter Wahrscheinlichkeit auf Strauweiler gelebt, so dass man die Entstehung der Burganlage wohl in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts verorten kann. Im Jahre 1650 heiratet Johann Adolf Freiherr Wolf, genannt Metternich zur Gracht, die letzte Erbin des Schlosses, eine gewisse Maria Catharina von Hall. Danach blieb Strauweiler über 350 Jahre im Besitz der Familie Wolf-Metternich. im 20. Jahrhiundert ging der Besitz durch Heirat an Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein, dessen Sohn heute Herr auf Strauweiler ist. Seine heutige Form erhielt das Schloss im 16. und 17. Jahrhundert. Das 1565 errichtet Haupthaus wurde im Laufe der Jahre zahlreichen Umbaumaßnahmen unterzogen und 1665 um das Torhaus erweitert. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war Strauweiler auch der Sitz der niederen Gerichtsbarkeit. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang das zweigeschossige Ecktürmchen in dem sich über viele Jahrhundert hinweg das Odenthaler Gefängnis befand.
Burg Erberich
Was unter der Erde verborgen ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Denn von der ehemaligen Burg Erberich ist an der Oberfläche wenig mehr zu sehen als ein paar Erdwälle und einige Bodenunebenheiten im lichten Buchenwald. Anders als bei der Eifgenburg hat in Erberich noch nie ein Archäologe den Spaten angesetzt, um die Grundmauern der alten Befestigungsanlage auf dem Bergsporn über der Dhünn freizulegen. Heute sind die Wälle, die früher vermutlich bis drei Meter hoch und mit Palisaden bewehrt waren, kaum mehr als einen Meter hoch, natürliche und menschliche Einflüsse ebneten sie im Laufe der Jahrhunderte. Die eigentliche Burganlage dürfte im vorderen Teil des Bergsporns, zur Dhünn hin, gelegen haben.
http://www.ksta.de/verborgenes-erbe-wo-sind-grabhuegel-und-goldloch–13696762
Aufschluss Rösberg
Der Aufschluss Rösberg ist ein Steinbruch, der allerdings erst nach der Auflösung des Klosters 1803 eingerichtet wurde. Als Baustein eignete sich in diesem Steinbruch nur eine mächtige oberflächennahe Steinlage, die fast vollständig abgebaut wurde. Nur am westlichen Rand des Aufschlusses ist die Schicht erhalten und setzt sich hier fort – von Boden und Wald überdeckt. Die nächste Schicht ist weicher und weist unregelmäßige Strukturen auf, die das Gestein als Baustein zusätzlich uninteressant machten. Der Abbau wurde eingestellt und so ist dieser großartige geologische Aufschluss bis heute erhalten. Der Wellengang des devonischen Meeres hinterließ in Strandnähe auf dem Meeresboden charakteristische Spuren in Form von Rippeln, so wie sie auch heute entstehen. Hier sind es Wellenrippel, die an der Grenzfläche zwischen Sand und Wasser bei geringer Wassertiefe und Strömungsgeschwindigkeit entstehen. Eine Schlammflut hat die vergänglichen Spuren schnell konserviert. Schicht um Schicht wurde anschließend auf Rippelmarken und Trockenrisse gestapelt, bis das ganze Paket zu Stein geworden war. Millionen Jahre später wird das Paket im Rahmen einer Gebirgsbildung über Meeresniveau herausgehoben, gefaltet, zerbrochen und gekippt, sodass die Schichten heute wie die schräg gestellten und aufgeschlagenen Seiten eines Lehrbuches der Geologie vor uns liegen.
Wegpunkte Grafen- und Mönchsweg
WP1 N51°02.9248 E007°07.6371, 92 m, Station A
WP2 N51°02.6826 E007°07.1351, 104 m, Station B
WP3 N51°02.0577 E007°06.3002, 146 m, Station C
WP4 N51°01.9612 E007°06.9714, 126 m, Station D
WP5 N51°03.1630 E007°07.5707, 95 m, Station E
WP6 N51°03.1895 E007°07.6730, 143 m, Station F
WP7 N51°03.2143 E007°07.6812, 110 m, Station G
WP8 N51°03.2143 E007°07.6812, 92 m, Station H